Arabische Nächte / The Arabian Nights (or: 1,001 Nights)
Entstehungszeit: | 1979 |
Uraufführung: | 1979 in Baku (Opern- und Balletttheater) |
Besetzung: | Orchester |
Art: | Ballett in zwei Akten |
Libretto: | Fikret Amirov nach den Erzählungen aus 1001 Nacht |
Schariar: | orientalischer Fürst |
Nurida: | seine untreue Gemahlin |
Scheherazade: | Tochter des Großwesirs |
Aladin: | der mit der Wunderlampe |
Budur: | seine verehrte Prinzessin |
Sindbad: | der Seefahrer |
Weitere: | Ali Baba und die vierzig Räuber, Haremsdamen, Eunuchen, Bogenschützen, Henker, Jagdgefährten |
Im Abendland wie im Orient liebten es die Fürsten, auf die Jagd zu gehen. So auch Sultan Schariar. Mit großem Gefolge bricht er auf und plant, einige Tage dem heimatlichen Palast fernzubleiben. Unvorsichtigerweise lässt er seine geliebte Nurida ohne Aufsicht zurück. Die Löwenjagd sagt ihr nicht zu und das Besticken von Tüchern oder das Weben von Teppichen ist für sie ebenfalls kein Hochgenuss. Der Sinn steht der Schönen nach Liebe. Sie braucht nur in die Hände zu klatschen und schon füllt sich die große Halle mit Freunden, Dienerschaft und leicht bekleideten Haremsdamen, damit man gemeinsam eine Orgie feiern kann. Gewohnheit macht nachlässig! Unerwartet kommt der Fürst zurück und platzt mitten ins Bacchanal. Heulen und Zähneklappern sind in dieser Situation zwecklos. Nach altem Brauch macht der Betrogene unverzüglich reinen Tisch. Zuerst wird die untreue Gemahlin in ihrem roten Serval mit dem Schwert erstochen, danach muss der vermessene afrikanische Lustsklave das Leben lassen. Der Sultan schwört in seinem unsäglichen Ärger, das gesamte Weibervolk in seinem Reich auszurotten. Henker machen erste Anstalten, mit dem Blutbad zu beginnen. Zur Prozedur tragen die Mädchen dunkelblaue Kopftücher.
Plötzlich kündigt der Wechsel der Musik eine Unterbrechung der unliebsamen Handlungen an. Es erscheint eine Lichtgestalt, ganz in weiß gekleidet. Mit gebieterischer Gebärde unterbindet sie das Schlachten. Bevor die Zuschauer begreifen, was eigentlich vorgeht, fällt der Vorhang, um das Ende des ersten Aktes festzulegen. Wer ist die Person, die keine Schwierigkeiten hat, sich unverzüglich durchzusetzen? Der Ballettbesucher denkt kurz nach und hat es erraten. Es ist Scheherazade!
Die Resolute hat dem Fürsten das Schwert aus der Hand genommen und macht dem Verblüfften klar, dass sein Handeln unmoralisch und verwerflich ist. Egal, was die Schuldigen getan haben, so wie der Wüterich sich das denkt, darf man seinen Untertanen nicht gegenübertreten. In einer einzigen Nacht kann sie ihm allerdings nicht klar machen, was ihre Vorstellung von anständigem Betragen ist. Der Sultan lässt sich überrumpeln. An Redegewandtheit fehlt es Scheherazade nicht - und an Schönheit auch nicht. Sie verspricht, dem hohen Gebieter spannende Geschichten zu erzählen, bis er genug davon hat. Nun hat aber der Ballettbesucher nicht die Nerven eines Sultans, sich tausend und eine Geschichte anzuhören. Komponist und Ballettmeister haben ein Einsehen und wählen drei Geschichten aus.
Die Geschichte von Aladin mit seiner famosen Wunderlampe lässt sich mühelos in Szene setzen. Ein phantastisches tänzerisches Solo des Schelms reißt die Zuschauer in ihren Bann. Ein belebter Marktplatz bildet den Hintergrund für die Bekanntschaft Aladins mit Prinzessin Budur. In einer pinkfarbenen Sänfte wird sie vorbeigetragen. Ehrfürchtig fallen die Herumstehenden in den Staub. Aladin ist von der Schönheit des Mädchens zu sehr gefangen, um das gleiche zu tun. Ein kurzer Blickkontakt genügt, um das Feuer Liebe zwischen Strolch und Prinzessin zu entfachen. Der zärtliche Pas de deux signalisiert die Beständigkeit einer dauerhaften Beziehung.
Etwas schwieriger zu inszenieren ist „Sesam öffne dich“. Wozu einen Berg mit einer Höhle bemühen, wenn ein Satinvorhang die gleichen Dienste tut? Mardschana gibt den Räubern Saures. Sindbad ist in der Welt viel herumgekommen. Welche Episode soll der Ballettmeister nun auswählen? So wie Aladin seine Budur, so liebt der Sultan Scheherazade. Von der Weisheit, die er nicht hat, besitzt sie reichlich und es gelingt ihr, den Herrscher zu überzeugen, dass nicht alle Frauen gleich sind. Zum Fortbestehen der Menschheit sind ihre Funktionen sogar zwingend erforderlich, deshalb wäre es unklug, das weibliche Geschlecht mit Stumpf und Stiel auszurotten. Güte und Weisheit sind die Bausteine für sinnvolles Regieren und nur die wahre Liebe führt zur Glückseligkeit.
Letzte Änderung am 13.10.2012
Beitrag von Engelbert Hellen