Die Plagegeister / The Bores
Anlass: | Auftrag von Serge Diaghilew |
Entstehungszeit: | 1922-23 |
Uraufführung: | 19. Januar 1924 in Monte Carlo Choreographie: Bronislawa Nijinska Bühnenbild, Vorhang und Kostüme: Georges Braque Formation: Diaghilews Ballets Russes Ausführende: Lubow Tschernitschewa - Lydia Krassowska - Bronislawa Nijinska - Anatol Wilzak - Nicholas Zwerew - Léon Woizikowsky - Anton Dolin - Jean Jazwinsky |
Besetzung: | Orchester |
Erstdruck: | Paris: Rouart, Lerolle & Cie., 1923 |
Bemerkung: | Die Uraufführung war vom Glück nicht begünstigt. Es hat seine Ursachen, weshalb das Auric-Ballett nicht den gleichen Erfolg hatte wie die fast zur gleichen Zeit aufgeführten „Les Biches“ von Francis Poulenc. Die Nijinska konnte den Geist, den Molières Ballettkomödie ausstrahlte, mit den Erfordernissen einer modernen Pantomime nicht in Einklang bringen. Diaghilew hatte seine Vorstellungen, die den Absichten der Choreographin entgegenstanden. Der berühmte polnische Tänzer Stanislas Idzikowsky - bekannt für seine hervorragenden Sprünge - fand es unter seiner Würde, den Part des Tanzmeisters zu übernehmen, so dass die Nijinska als Solistin selbst einspringen musste. Es traten noch weitere personelle Komplikationen auf. Alle Prospekte, die Braque für die Aufführung eigens gemalt hatte, wirkten erdrückend und waren einer leichten Komödie nicht angemessen. Sportlichen Aktivitäten, die im Ballett vorkamen, wirkten steif und unflexibel. Ursprünglich hatte der Direktor des Odeon-Theaters bei seinem alten Freund Georges Auric um eine Tanz- und Bühnenmusik für die Wiederaufführung der dreiaktigen Komödie Molières nachgesucht. Doch dann schaltete Diaghilew sich zwischen; Auric wandte sich dem Impressario zu, weil er bei diesem seine Karriere-Interessen als Komponist besser aufgehoben sah. Im Rückblick gelten „Les Facheux“, zu deutsch „Die Störenfriede“ oder „Die Plagegeister“, als Aurics bedeutsamstes Ballett. |
Art: | Ballett in einem Akt |
Libretto: | Boris Kochno nach der Ballettkomödie Molières |
Ort: | Frankreich, im Umfeld einer bunten Gesellschaft |
Zeit: | zur Barockzeit |
Orphise | |
Eraste | |
La Montagne: | sein Diener |
eine Najade | |
ein Tanzmeister | |
ein Kartenspieler | |
Federballspielerinnen | |
ein Angeber | |
ein Vormund | |
Schollar und Nikitria: | die beiden Schwätzer |
Der junge Eraste ist auf dem Weg zu einer amourösen Begegnung mit seiner geliebten Orphise. Der Zufall will es, dass die Lebenslustige ihm am Arm eines anderen jungen Nichtstuers entgegenkommt. Eifersüchtig schickt er seinen Diener los, den beiden nachzuspionieren und ihm nach Möglichkeit das begehrte Mädchen zurückzubringen. Das Unterfangen misslingt und Eraste ist genötigt, sich selbst zu bewegen. Von den vielen unmöglichen Leuten, die sich seinem Vorhaben entgegenstellen, berichtet nun das Ballett.
Da ist zunächst ein Tanzlehrer, der ihn anhält, um ihm eine neue Schrittkombinationen beizubringen. Diese zu erlernen hat Eraste keine Lust und sträubt sich, seine Zeit zu opfern. Federballspielerinnen erscheinen und wollen mit ihm spielen. Der Ball geht verloren und Eraste kann als höflicher Mensch das Ansinnen, nach dem Gummibällchen zu suchen, nicht ablehnen. Nun tritt Orphise schließlich doch auf und tanzt eine Variation. Eraste ist verhindert, den Kontakt aufzunehmen, weil zwei unliebsame Schwätzer ihn in einen Dialog verwickeln. Orphise flüchtet in das Haus ihres Vormunds und beobachtet die Szene mit Belustigung aus dem Fenster. Inzwischen nähert sich ein Kartenspieler, der glaubt in Eraste einen Partner gefunden zu haben. Es gelingt dem Angesprochenen, den Aufdringlichen abzuschütteln und findet endlich die Möglichkeit, mit der Geliebten allein zu sein.
Doch das Glück währt nur ein paar Minuten, denn der Vormund hat etwas gegen den Besucher und berät mit seinem Diener, wie man diesen vertreiben kann. Doch La Montagne hält zu seinem Herrn und ruft seine Gefährten, um gegen die Angreifer anzutreten. Es kommt zu einer Rauferei, an der alle bisherigen Störenfriede, die durch den Lärm angelockt wurden, sich beteiligen. Orphise sieht ein, dass es keinen Sinn bringt, dem Geliebten untreu zu werden und wirft sich in seine Arme.
Letzte Änderung am 8.6.2009
Beitrag von Engelbert Hellen