Mili Alexejewitsch Balakirew (1837-1910):
Islamej / Islamey / Islamey
Uraufführung: | 10. März 1912 im Marjinskij-Theater, St. Petersburg |
Spieldauer: | ca. 10 Minuten |
Der Sultan | |
Die Ehefrau | |
Der Liebhaber | |
Weitere: | Haremsfrauen und Sklaven |
Die Lieblingsfrau des Sultans möchte die Lust auch mit anderen Männern genießen. Deshalb schüttet sie dem Gebieter ein Pülverchen in den Wein, damit er einschläft und nicht stören kann. Dem Erhabenen hat man allerdings längst hinterbracht, was die Gattin hinter seinem Rücken treibt. In einem unbeachteten Moment gießt der Unterrichtete den Mix hinter sich und schenkt sich aus der Karaffe klaren Wein ein.
Er tut so, als ob er eingeschlafen sei. Seine Frau zerrt den Bewegungslosen hinter einen Vorhang. Dann empfängt die Ruchlose ihren Verehrer und pflegt mit ihm der Lust. Der Sultan kann nicht länger ruhig bleiben, als er Zeuge solcher Schandtat wird. Akustisch und optisch überreizt, stürzt er aus seinem Versteck hervor, und bevor der Ehebrecher weiß, was mit ihm geschieht, hat der Sultan seinen Krummsäbel gezogen und Strafgericht gehalten. Schreckliches befürchtend, wartet die untreue Frau die Konsequenz nicht ab, begreift die Ausweglosigkeit der Situation und stürzt sich aus dem Fenster in die Schlucht. Der Himmel möge ihr gnädig sein.
Die orientalische Fantasie Islamej entstand zunächst als Klavierfassung und nimmt einen bevorzugten Platz in der russischen Klavierliteratur ein. Das Werk beruht auf zwei entgegengesetzten Themen, die variationsmäßig verarbeitet werden. Da gibt es zunächst die feurig leidenschaftliche Vorgabe kabardischen Ursprungs aus dem Nordkaukasus und als Kontrast im Mittelteil der Komposition die lyrisch innige Melodie der Krimtataren. Nikolai Rubinstein spielte das schwierige Stück immer wieder, und von Franz Liszt wurde es geliebt.
Noch zu Lebzeiten des Komponisten wurde die Klavierfantasie von Alfredo Casella orchestriert. Er dirigierte selbst die Pariser Uraufführung im Jahre 1908. Die Fassung für das Ballett erstellte Sergej Ljapunow. Das Libretto ähnelt andeutungsweise dem der Scheherazade von Rimski-Korsakow, bleibt aber im Fragment stecken, weil nur zehn Minuten Musik zur Verfügung stehen.
Exotische Klangpracht und raffinierter Formensinn begeistern das Publikum immer wieder. So hatte das Ballett zunächst auch Erfolg, zumal die prominentesten Artisten ihrer Zeit zur für die Aufführung zur Verfügung standen. Da der Aufwand einer Ballettaufführung für ein solch kurzes Stück nicht lohnte, hielt Islamej in der bevorzugten Orchestrierung von Casella in den Konzertsälen Einzug.
Letzte Änderung am 26.12.2016
Beitrag von Engelbert Hellen