Arnold Bax (1883-1953):

Picnic at Tintagel

deutsch Picknick auf Tintagel

Allgemeine Angaben zum Ballett

Entstehungszeit: 1952
Uraufführung: 28. Februar 1952 im City Center in New York
Choreographie: Frederick Ashton
Bühnenbild: Cecil Beaton
Kostüme: Cecil Beaton Ensemble: New York City Ballett
Ausführende: Francisco Monzion – Diana Adams – Jacques d’Amboise – Robert Barnett
Besetzung: Orchester
Bemerkung: Das Werk zeigt, wie man die keltische Sage von Tristan und Isolde auf das minimale Volumen einer Balletthandlung reduzieren kann. Frederick Ashton und sein Ausstatter waren von ihrer Idee begeistert und suchten sogar die Originalschauplätze auf, um sich von der Atmosphäre inspirieren zu lassen. Das Ballett wurde in New York wohlwollend aufgenommen.

Zum Ballett

Art: Dramatisches Ballett in drei Szenen
Libretto: Frederick Ashton nach dem keltischen Sagenschatz
Ort: England
Zeit: die Burg König Markes als Realität und als Ruine des 20. Jahrhunderts

Personen der Handlung

Die Frau: Isolde
Der Ehemann: König Marke
Der Fremde: Tristan
Der Wächter: stellvertretend für Brangäne
Weitere: Touristen von heute mit Picknick-Körbchen

Handlung

1. Akt:

Die Handlung von Tristan und Isolde spielte in Tintagel, einem felsigen Vorgebirge in Cornwall. Der Wächter in der Position des Touristenführers behauptet, dass die krönende Burg in alten Zeiten König Marke und seinen Hof als Wohnsitz gedient haben soll. Einst hatte Tristan als Brautwerber für König Marke die schöne Isolde mit dem dicken blonden Zopf hierher gebracht.

Die Zeit ist vorangeschritten und die Burg verfallen. Eine Gruppe Touristen tritt auf und wird von dem als Burgwächter getarnten Reiseführer betreut. Unter den Touristen befindet sich ein junges Ehepaar. Der Wächter beobachtet, wie die Frau von einem Fremden in unmissverständlicher Absicht verfolgt wird. Ihr ist es nicht unangenehm, und es scheint so, dass die beiden auch zueinander finden werden. Der Ehemann beobachtet die Annäherungsversuche mit Missbilligung. Das unverhohlene Interesse, welches der Burgwächter den drei Touristen entgegenbringt, hat etwas Auffälliges. Kennt er die Fremden etwa? Weshalb schenkt er der Frau und ihrem Verfolger aus einer Karaffe ein merkwürdig gefärbtes Getränk ein? Hinter dem Rücken des Ehemannes halten die Verliebten Händchen.

Eine Schar Touristen tritt mit Picknick-Körbchen auf. Deswegen heißt das Ballett auch „Picknick auf Tintagel“. Das Orchester wird plötzlich ungebärdig, nachdem das verliebte Paar aus den Gläsern getrunken hat. Ängstlich ziehen sich die Darsteller zurück. Die leere Bühne ist nicht attraktiv, und deshalb schließt sich der Vorhang zum ersten Akt.

2. Akt:

Völlig unbemerkt hat der Ballettbesucher eine Zeitreise in die Vergangenheit unternommen. Die Ruine prangt als stolze Ritterburg und ist tatsächlich der Regierungssitz König Markes. Die handelnden Personen des ersten Aktes treten in historischer Kleidung auf und sind sich bewusst, wer sie einmal waren und wie sie endeten. Der Wächter hatte einst die Position des Zauberers Merlin, während die Frau und der Fremde die Seelen von Tristan und Isolde beherbergen. So verbleibt für den Ehemann die Identität von König Marke.

Die Situation von einst wiederholt sich für den Betrachter als Vision. Dank Richard Wagner kann er den Ablauf der Handlung in etwa verfolgen. Isolde ist König Marke versprochen, und Tristan soll ihm die Braut zuführen. Die Position der törichten Brangäne hat Merlin übernommen und kredenzt den Zaubertrank. Tristan und Isolde entbrennen in heftiger Liebe zueinander und können vom Tanzen nicht genug bekommen. Schließlich sind beide von der Liebe so benommen, dass sie ermüdet von ihrem Pas de deux in leidenschaftlicher Umarmung zu Boden sinken. So viel Lust zu unpassender Zeit am unpassendem Ort kann König Marke nicht verborgen bleiben. Hass und Rache kochen in seinem Herzen, und die Kontrahenten kreuzen die Klingen. Isolde will streitschlichtend dazwischentreten, wird vom wütenden Gatten unvorsichtigerweise tödlich verletzt. Seinen Zorn bekommt Tristan ab, der in wütendem Kampf dem alten Haudegen unterliegt.

3. Akt:

Das Bühnenbild hat sich verdunkelt, damit die Bühnenmaschinerie die Dekoration des ersten Aktes wieder an ihren Platz rücken kann. Das prächtige Gemach König Markes ist verschwunden, die Wohnungseinrichtung ebenfalls, und zu sehen ist hässliches Gemäuer.

Die historischen Gewänder sind moderner Straßenkleidung gewichen, doch die Frau und der Fremde ahnen, dass sie einst Tristan und Isolde waren. Die beiden erkennen sich nach langer Seelenirrfahrt wieder und wollen nun zueinander, um dort weiterzumachen, was sie einst nicht zu Ende führen konnten. Doch der Ehemann, einst König Marke, stößt den zudringlichen Fremden brutal zur Seite, was dieser mit grenzenloser Verständnislosigkeit quittiert. Da er für Esoterik keinen Sinn hat, versteht er auch die Zusammenhänge nicht. Der Wächter begreift etwas mehr und hält in seinen Händen zwei todbringende Schwerter.

Der Besucher soll denken, dass sich die Situation von einst zu anderer Zeit in anderen Kleidern wiederholen könnte.


Letzte Änderung am 24.2.2007
Beitrag von Engelbert Hellen