The Fairy Doll / La fée des poupées
Anlass: | Auftrag von Fürstin Pauline Metternich |
Entstehungszeit: | 1888 |
Uraufführung: | 4. Oktober 1888 an der Wiener Hofoper |
Besetzung: | Orchester |
Spieldauer: | ca. 45 Minuten |
Verlag: | Paris: Edition Mario Bois |
Art: | Ballett in einem Akt |
Libretto: | Josef Hassreiter und Franz Gaul |
Ort: | Österreich |
Zeit: | etwa 18. Jahrhundert |
Die Puppenfee | |
Österreicherin in Volkstracht | |
Chinesin | |
Spanierin | |
Japanerin | |
Harlekin | |
Ladenbesitzer | |
Gehilfen | |
Kundschaft |
Die Spielzeugtrompete, die während der Ouvertüre zu hören ist, tönt in dem kleinen Puppenladen immerzu. Der Verkaufsraum, in dem der Meister sich gerade mit der Herstellung eines Puppenkopfes beschäftigt, ist gleichzeitig auch Werkstatt. Die Lehrbuben passen auf, wie es gemacht wird oder räumen die der Kundschaft gezeigten Spielwaren wieder an ihren Platz. Die meisten Puppen haben einen mechanischen Antrieb und können sogar tanzen.
Die Käufer setzen sich aus unterschiedlichen Volksschichten zusammen. Ein ungelenker Bauer, der seine kleine Tochter dabei hat, oder ein kleines Mädchen kommt selbst, weil ihre Puppe hingefallen ist und sich verletzt hat.
Eine englische Familie ist auf der Durchreise und hat den Spielzeugladen ausfindig gemacht. Nicht jede Puppe zeigt ihre Kunststücke auf Anhieb. Entweder wird der Defekt behoben oder man nimmt ein anderes Exemplar. Eine Chinesin, die seltsamerweise Polka tanzen kann oder eine rassige Spanierin, die mit den Kastagnetten rasselt. Zur Grundausstattung gehört ein Harlekin, der sogar Tarantella tanzt.
Die englische Familie kann von der österreichischen Trachtenpuppe, die einen Ländler aus Tirol tanzt, gar nicht genug bekommen. Doch schließlich entscheidet sie sich für das kostbarste Stück der Ausstellung. Der Meister stellt sie als die Puppenfee vor. Sie tanzt nach der Musik von Johann Strauss, so wie die feinen Herrschaften im Schloss Schönbrunn es bei ihren Abendgesellschaften vormachen. Die Fee wird gekauft, aber der Meister kann sich nicht von ihr trennen. Er bittet die Käufer aus dem fernen England, die Puppenfee noch eine Nacht bei sich behalten zu dürfen. Am folgenden Tag wird er sie durch seinen Lehrbuben überbringen lassen.
Der Laden schließt, denn es ist Abend geworden und der Meister und seine Mitarbeiter verlassen das Haus. Was er nicht weiß, ist, dass zur Mitternacht Punkt 12 Uhr alle Puppen lebendig werden und sich wie Menschen verhalten. Sie sind ausgelassen und fröhlich und haben nur das Tanzen im Sinn. Ein bisschen Trauer mischt sich ein, denn die Puppenfee wird sie verlassen und nach England reisen. Aber der Meister wird schon dafür sorgen, dass eine neue Fee das Licht der Welt erblickt. Schließlich ist seine handwerkliche Kunst im ganzen Land berühmt.
Der Morgen graut, der ungeliebte Hahnenschrei ertönt und in einem großen Tableau umringen alle noch ein letztes Mal ihre Märchenkönigin und dann geht es zurück in die Puppenschachtel.
Die Fürstin Pauline Metternich bestellte bei Josef Bayer die Musik für ein kleines Ballett, welches anlässlich einer Wohltätigkeitsveranstaltung für die aristokratische Jugend aufgeführt werden sollte. Man einigte sich auf ein Thema, wie es E.T.A. Hoffmann in seiner Erzählung „Der Sandmann“ vorgestellt hat, weil die Fürstin Ähnliches in Paris schon einmal gesehen hatte.
Dem Tänzer und Choreographen Josef Hassreiter gefiel das Stück so gut, dass er es in seiner Eigenschaft als Hofballettmeister für die Belange der Wiener Hofoper umarbeitete. Der Schwierigkeitsgrad für die Tänzer wurde angehoben und das Klangvolumen einem größeren Orchester musikalisch angepasst.
Der Erfolg des „Pantomimischen Divertissements“ war überwältigend. in Mailand und in Lissabon wurde es sogar unter seinem deutschen Namen vorgestellt. Aus dem „Puppenladen“ erwuchs „Die Puppenfee“. Auch andere Komponisten wie Offenbach, Delibes, Adam und Respighi griffen sich das Thema „und ließen die Puppen tanzen“.
In der Zeit von 1883-1913 war Josef Bayer an der Wiener Hofoper der führende Kopf. Der Wiener schuf an die zwanzig einaktige Ballette, von denen noch das Jahreszeiten-Ballett „Sonne und Erde“ in Erinnerung ist. Für seinen Landsmann Johann Strauss setzte Bayer sich ein und ergänzte sein Ballettfragment „Aschenbrödel“, damit es aufgeführt werden konnte. Bayer stand in Opposition zum neuen Operndirektor Gustav Mahler, der Ballett nicht mochte und den Etat kürzte.
Szenenablauf und Tempi:
Vorspiel: Allegro – Moderato (Walzer)
1. Moderato (attaca)
2. (Moderato)
3. Auftritt des Bauern (Meno)
4. Der Engländer (Moderato)
5. Schlechte Figur (Moderato)
6. Die Oberösterreicherin, Ländler (Langsam)
7. Baby (Allegretto)
8. Die Chinesin (Allegretto)
9. Die Spanierin
10. Die Japanerin (Sehr langsam)
11. Der Harlekin (Allegro)
12. Moderato – Walzer
13. Allegro
14. Der Zauber beginnt (Andante)
15. Walzer
16. Ballabile (Allegro) – Trommelhusar
17. Zwischenspiel
18. Marsch (Alla breve)
19. Galopp
20. Finale - Walzer
Letzte Änderung am 26.9.2006
Beitrag von Engelbert Hellen