The Lady of the Camellias / La Dame aux camélias
Entstehungszeit: | 1978 |
Uraufführung: | 4. November 1978 in Stuttgart Choreographie: John Neumeier Bühnenbild und Kostüme: Jürgen Rose |
Besetzung: | Orchester |
Spieldauer: | ca. 120 Minuten |
Bemerkung: | Nach dem Tod von John Cranko im Jahre 1973 wurde Marcia Haydée Direktorin des Stuttgarter Balletts. Mit John Neumeier eng befreundet, versprach dieser ihr, für ihre Compagnie hin und wieder Stücke zu choreographieren. Die „Kameliendame“ nach dem Roman von Alexandre Dumas d.J. war ein Sujet, welches er schon seit längerer Zeit ins Auge gefasst hatte. Seine erste Idee, sich Verdis Opernmusik gefügig zu machen, verwarf er, und favorisierte die Klaviermusik von Frédéric Chopin. Das Libretto, das er entwarf, bereicherte er um die Geschichte der Manon Lescaut, die einen engen mentalen Bezug zu Marguerite Gautier aufweist. Die Rolle der gequälten Marguerite, nicht der lebenslustigen, war der Haydée auf den Leib choreographiert worden. |
Art: | Ballett in drei Akten |
Libretto: | John Neumeier nach dem Roman 'La Dame aux camélias' von Alexandre Dumas d.J. |
Ort: | Paris und auf dem Lande |
Zeit: | Ende des 18. Jahrhunderts |
Die Moralvorstellungen der Gesellschaft verhindern die freie Entfaltung der Liebe zwischen Armand und Marguerite. Die Letztgenannte kann sich nicht entscheiden, ob sie, von reichen Verehrern finanziert, das Leben in vollen Zügen genießen oder in leidenschaftlicher Liebe ihr Herz einem Einzelwesen schenken soll. Das eine schließt das andere aus. Die angegriffene Gesundheit und der aufgelaufene Schuldenberg machen ihr einen Strich durch sämtliche Rechnungen. Armand, ein junger Mann aus gutem Hause, sucht nach Wegen, sein Leben sinnvoll zu gestalten und kommt zu keinem vernünftigen Resultat. Sein Vater, Monsieur Duval, sieht die umworbene Kurtisane nicht als die richtige Partnerin an, um die Dynastie seines guten Hauses aufrecht zu halten. Der kritische Ballettbesucher wird ihm prinzipiell recht geben. Deshalb sucht der nette alte Herr die Halbweltdame auf, um sie zum Verzicht zu nötigen. Er verweigert ihr sogar den üblichen Handkuss - zur Strafe verhindert sie den Ausschank einer Tasse Tee.
Es kommt, wie es kommen muss. Der Gerichtsvollzier pfändet mangels Zahlung das Eigentum. Die Halbweltdame stirbt an der Schwindsucht, und der junge Nichtsnutz ergattert aus dem herumliegenden Nachlass das Tagebuch der Geliebten. Da er ein gutes Verhältnis zu seinem Vater hat, stürzt er sozial nicht in ein schwarzes Loch und hat es auch nicht nötig, über dem Leichnam der Geliebten schluchzend zusammenzubrechen.
Der Ballettbesucher ist nicht geneigt, das Chaos der Gefühle der Protagonisten zu analysieren oder nachzuleiden. Er schließt die Augen und lässt die herrliche Musik von Frédéric Chopin auf sich wirken.
Letzte Änderung am 2.6.2007