Claude Debussy (1862-1918):

L'après-midi d'un faune

deutsch Der Nachmittag eines Fauns / englisch The Afternoon of a Faun

Allgemeine Angaben zum Ballett

Entstehungszeit: 1892
Uraufführung: 29. Mai 1912 in Paris (Théâtre du Châtelet)
Besetzung: Orchester
Spieldauer: ca. 10 Minuten
Bemerkung: Die Vorlage für das Ballett war die „Prélude à l’après-Midi d’un faune“. Entstanden im Jahre 1892, ist es ein Meisterwerk des Impressionismus. Eng verbunden mit dem Choreographen und Tänzer Waslaw Nikinsky, wird das Ballett auch heute noch in dem Kostüm gleichen Designs getanzt, welches der Darsteller damals trug. Heutzutage nichts besonderes, hat sich das Pariser Publikum damals über den unanständigen Faun wahnsinnig aufgeregt.

Zum Ballett

Art: Ballett in einem Akt
Libretto: nach dem Gedicht von Stéphane Mallarmé
Ort: Griechenland
Zeit: in mythologischer Zeit

Personen der Handlung

Der Faun
7 Nymphen

Handlung

Ein Faun versteht es, mit der Hitze eines heißen Sommernachmittags umzugehen. Er legt sich auf einen abgeflachten Felsen, verzehrt eine Dolde Weintrauben und spielt Panflöte, nachdem er ein kleines Mittagschläfchen gehalten hat.

Badegäste kommen vorbei, denn in unmittelbarer Nähe befindet sich ein kleiner See. Sieben Nymphen sind es, die sich im Teich abkühlen wollen, weil ihnen zu heiß ist.

Der Faun tut so, als ob er noch nie eine Nymphe gesehen hätte, klettert vom Felsen herunter, um dabeizusein, wenn die Damen sich entkleiden, bevor sie ins Wasser steigen. Die Nymphen verhalten sich ebenfalls scheinheilig, ergreifen die Flucht, weil die körperliche Annäherung eines Mannes einfach schrecklich ist. Bald kommen die Damen aber zurück, denn Missachtung ist weitaus schlimmer, als Vergewaltigung. Heute ist der Faun offenbar viel zu träge, um ihnen nachzulaufen. Das ist allgemein nicht die Art von Herrn Ziegenfuß. Auf das Spielchen vom wilden Jäger hat er heute Nachmittag keine Lust. Bequem geworden?

Eine Nymphe will es nicht wahrhaben, nicht verfolgt zu werden und bleibt sogar stehen, um zu erkunden, was mit dem Faulpelz los ist. Potenz ist zur Genüge vorhanden, doch als der Muskulöse nach ihr greifen will, ergeht es ihm wie der Frau des Potiphar. Das Textil bleibt in seinen Händen zurück, denn die Nymphe nimmt Reißaus.

Nicht viel, aber wenigstens etwas, was man unter die Nase halten kann. Der Liebeshungrige streichelt das Textil und vollführt die obszönen Bewegungen mit dem Tüchlein, die er am liebsten auf der Nymphe ausgeführt hätte. Waslaw Nijinsky zeigt es einem empörten Publikum detailgetreu.

Unter dem Vorwand, ihren Schleier zurückzufordern, kommt die alberne Nymphe in der Abendkühle bestimmt zurück. Geduld haben, Flöte spielen und sich nicht verschaukeln lassen! Der Ziegenfuß weiß aus Erfahrung, wie mit einer Nymphe umzuspringen ist.


Letzte Änderung am 11.5.2009
Beitrag von Engelbert Hellen