Entstehungszeit: | 1947 |
Uraufführung: | 22. April 1948 an der Metropolitan Opera in New York (Choreographie: Agnes DeMille) |
Besetzung: | Orchester |
Spieldauer: | ca. 50 Minuten |
Art: | Ballett in einem Akt 14 Bildern, mit einem Prolog und einem Epilog |
Libretto: | Morton Gould und Agnes DeMille |
Ort: | eine neu-englische Kleinstadt in Nordamerika |
Zeit: | 19. Jahrhundert |
Lizzie | |
Die Stiefmutter | |
Der Vater | |
Der Pastor | |
Bevölkerung einer Kleinstadt | |
Ein Sprecher |
Szenenablauf:
Prologue - Waltzes - Elegy - Interlude - Dirge – Lullaby – Srenade – Axe – Invitation to church Social - Church Sozial – Hymnal Variations – Cotillion – Cotillion Coda - Death Dance – Mob Scene - Epilogue
Das Leitmotiv des Prologs ist deckungsgleich mit der Galgenmusik des Finales. Ein Sprecher verliest die Anklagepunkte und gibt Erläuterungen.
Unter der Einsicht, nichts ändern zu können, stellt Lizzie in einer Vision die Stationen ihrer Lebensgeschichte dar. Das Zusammenleben mit dem Vater und der Mutter verläuft harmonisch. Trauer erfüllt ihr Herz, als die Mutter krank wird und stirbt. Als kostbare Erinnerung verbleibt ihr ein Schal.
Der Witwer Borden heiratet erneut, aber das Verhältnis zwischen der Stiefmutter und Tochter ist gespannt. Sie finden keinen Weg zueinander, und die Neue nimmt ihr sogar ihr Erinnerungsstück, den Schal, weg. Beim Vater, der seine Emotion einzig auf seine neue Frau konzentriert, findet sie keinen Rückhalt. Die Stiefmutter verbreitet über sie, dass sie im Kopf nicht mehr ganz richtig sei.
Der Pastor der Gemeinde ist der einzige, der für die Vernachlässigte Verständnis hat. Die Eltern unterbrechen den Dialog und rufen das Mädchen ins Haus. Sie betritt es durch die Hintertür und hält eine Axt in der Hand.
Mit dem Werkzeug wollte Lizzie Feuerholz hacken, aber das schlechte Gewissen der Eltern vermutet in dem Beil eine Mordwaffe. Lizzie, durch die Angst der beiden aufmerksam geworden, überlegt ihre Chancen, endlich ein freies Leben führen zu können, wenn sie sich der geeigneten Mittel bedient. Fürchterliche Gedanken beschäftigen sich mit der Ausführung einer Bluttat.
Es kommt der Pastor, um sie zu einem Fest der Kirchengemeinde einzuladen. Die Stiefmutter versucht, die Einladung zu vereiteln, indem sie Gerüchte über den angeblich desolaten geistigen Zustand der Angefeindeten verbreitet. Man geht zur Kirche. Die frommen Lieder, die auch von folkloristischen Weisen durchsetzt sind, atmen den Flair einer neu-englischen Kleinstadt.
In dem als Hymnal Variation gekennzeichneten Satz tanzt Lizzie mit dem Pastor. Für die Stiefmutter ist es das geeignete Material, neue Gerüchte in Umlauf zu bringen. Der Pastor bringt die junge Frau nach Hause.
Das Maß ist voll. Lizzie löst ihr Problem auf radikale Art. Unter dem Rock versteckt sie eine Axt und bringt diese zum Entsetzen der Eltern zum Einsatz. Während die schreckliche Tat geschieht, werden die Scheinwerfer ausgeschaltet. Der folgende Totentanz schildert eine Traumvorstellung.
Die Nachbarn sind aufmerksam geworden und betreten das Haus. Mit einem Schrei stürzt Lizzie davon. In der Mob-Szene lässt der Bühnenbildner das Haus verschwinden. Lizzie, allein auf der Szene, erkennt den Schattenriss eines Galgens. In einer Revue ziehen die Stationen ihres Lebens noch einmal vorbei. Der Vorhang senkt sich, und es ist dem Besucher überlassen, sich Verurteilung oder Freilassung der Täterin vorzustellen.
Lizzie Borden greift zur Axt und tötet Vater und Stiefmutter. Vor Gericht wird sie wegen Mangel an Beweisen freigesprochen. Dieser Kriminalfall ereignete sich im Jahre 1892 in einer Kleinstadt in Massachusetts und versetzte Amerika in Aufruhr.
Die berühmte Choreographin Agnes DeMille, Tochter des berühmten Filmregisseurs Cecil B. DeMille, plante, die Tragödie in Form eines Balletts künstlerisch umzusetzen. Zunächst hatte sie Bedenken, dem Komponisten Morton Gould ihr Vertrauen zu schenken, ließ sich dann aber von dem Dirigenten Max Gobermann zu einer Zusammenkunft überreden.
Man besprach die musikalische Ausführung und das Szenario. Morton Gould überzeugte und bekam den Zuschlag. Im Finale wurde Lizzie nicht freigesprochen, sondern dem Galgen überantwortet, aber die Hinrichtung sollte nicht gezeigt, sondern als Vision angedeutet werden. Der Mord wird ebenfalls choreographisch nicht dargestellt und findet in der Dunkelheit statt. Zweifel an der Täterschaft bleiben, obwohl das Tatmotiv erdrückend ist. Gould hatte die Vorstellung, dass es für ihn leichter sein würde, eine Galgenmusik als eine Freispruchmusik zu komponieren, deshalb die Verschärfung des Finales.
Die häufiger gespielte Konzert-Suite enthält nur die Hälfte der Musik des Balletts.
Letzte Änderung am 8.2.2007
Beitrag von Engelbert Hellen