André-Ernest-Modeste Grétry (1741-1813):
Widmung: | Monseigneur Montmorency, Chevalier de Luxembourg |
Entstehungszeit: | 1773 |
Uraufführung: | 30. Dezember 1773 in Versailles (Opéra royal du château de Versailles) |
Besetzung: | Soli, Tänzer, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 150 Minuten |
Erstdruck: | Paris: Lion, 1775 |
Verlag: | New York: Broude Bros., 1971 |
Opus: | op. 12 |
CD: | [Details] |
Cephale et Procris (Ricercar, DDD, 2009) Andre Modeste Gretry (1741-1813) klassik.com: "Eine musikalisch höchst spannendeTrouvaille."klassik-heute.com: "Dieser Mitschnitt einer frühen OperAndre-Ernest-Modeste Gretrys ist eine echte Entdeckung,sowohl interpretatorisch als auch vom Repertoirwert her." |
Art: | Ballet héroïque in drei Akten |
Libretto: | Jean-François Marmontel |
Sprache: | französisch (mit Gesang) |
Céphale: | ein Jäger |
Procris: | Nymphe der Diana |
Aurore: | Göttin der Morgenröte (in Verkleidung) |
Palès: | Allegorie der Eifersucht |
Flore: | Göttin des Frühlings |
L'Amour: | Gott der Liebe |
Die Göttin Aurore hat sich als Waldnymphe verkleidet. Sie sucht den Platz auf, den der schöne Céphale regelmäßig benutzt, um sich zur Mittagszeit von der Jagd auszuruhen. Die indiskreten Vögel sollen schweigen, damit den Göttern nicht verraten wird, wo Aurore sich gerade befindet. Aber sie schwatzen unaufhörlich, weil sie es nicht lassen können, sie zu ehren. Doch es soll niemand wissen, welchem Jüngling ihre Anbetung zufällt.
Céphale findet den Tag angenehm und hofft, dass die Götter auf sein Jagdvergnügen nicht neidisch sind. Doch wirklich glücklich ist er erst, wenn der Abend kommt, weil er dann die Person wiedersieht, die er anbetet. Nun trifft er auf Aurore und wundert sich, dass er eine Nymphe ohne Pfeil und Bogen sieht. Ein Gott, der sie verfolgt, lässt sie alles vernachlässigen, behauptet die Angesprochene. Ist es Jupiter, der ihr nachstellt? Endlich rückt Aurore, die sich aber nicht zu erkennen gibt, mit der Sprache heraus. Ihr Herz wurde von einem Flammenpfeil verletzt. Nichts sei so schön wie ihr Geliebter und nichts so zärtlich wie ihre Seele. Doch sie muss ihn fliehen, gegen ihren Willen. Spielt sie mit dem Gedanken, Diana zu verlassen? Geht denn das, ohne sie zu beleidigen? Das Beispiel der Procris verbiete ihr, daran zu denken.
Was ist mit Procris? Céphale wird hellwach. Die Göttin verurteilte sie zum Untergang, behauptet Aurore Was sagt sie da? So ist ihr unbeugsames Gesetz; und ihr Geliebter selbst muss die Göttin rächen, indem er diejenige opfert, die er liebt. Céphale ist tödlich erschrocken. Die Nymphe fordert ihn auf, vor einem tödlichen Schicksal zu fliehen. Er soll seine Angebetete strafen, weil sie ihn geliebt hat? Céphale zweifelt und ist untröstlich. Er will sich selbst der Wut der Göttin ausliefern - er war es, der sie beleidigte und ihre Rache möge ihn treffen.
In der Tat hat Dianas Nymphe Procris sich von der Göttin abgewandt und ihre Liebe dem Jäger Céphale geschenkt. Doch Aurore liebt den Jäger auch und möchte sich nicht verdrängen lassen. Deshalb hat sie dem Céphale wahrheitsgemäß gesagt, dass er das Instrument von Dianas Rache sein und er selbst die Liebste opfern wird.
Der Jäger kommt zu dem Entschluss, sich trotz ihrer flehentlicher Bitten von Procris zu trennen, um ihr nicht zum Verhängnis zu werden.
Die Nymphen Dianas treten auf und sorgen für einen Wechsel der Stimmung:
„Versammeln wir uns unter diesen Blättern;
Lassen wir die Hitze des Tagen vergehen.
Welch schöner Aufenthaltsort!
Welch schöner Schatten!
Ist dies die Zufluchtsstätte Amors?
Nein, die Unruhe folgt Amor;
Amor gefällt sich an wüsten Orten;
Hier herrscht der Friede.“
Die liebliche Aurore soll aufwachen und den Thron der Lüfte besteigen. Die Meeresoberfläche bekommt allmählich Farbe. Bald bricht der Tag an. Die liebliche Aurore möge sich von ihrem Rosenbett erheben und sich beeilen, die Lüfte zu erhellen, fordern sie Flora und Palès auf. Die Augen Aurores irren zerstreut umher, aber Amor hat ihr den Liebling noch nicht zugeführt. Sie seufzt und der Glanz ihrer Züge verdunkelt sich. Nun, es ist wahr, dass ihr Herz von einer unvergleichlichen Leidenschaft erfasst ist. Sie liebt Céphale, aber Céphale betet Procris an, bekennt Aurore ihren beiden Freundinnen:
„Wie bin ich zu bedauern!
Ach, so sehr ich mich auch verstelle:
Die Menschen und die Götter,
alle lesen in meinen Augen.
Ich begieße mit meinen Tränen
meinen strahlenden Wagen.
Und mit meiner Unruhe
erfülle ich die Himmel.“
Aurores Hofstaat stellt fest, dass die Götter des Frühlings und die Götter der Hirten sowie Waldgottheiten, leichte Faune, schöne Najaden und junge Dryaden die Wälder und die Obstgärten verlassen und munter werden, um Aurore auf ihrem Umzug zu begleiten.
Céphale kreuzt tatsächlich im Palast Aurores auf und die Göttin glaubt, sie habe schon gewonnenes Spiel, aber beide reden gründlich aneinander vorbei. Zuerst schmeichelt er ihr und Aurore verspricht ihm, dass sie für sein Glück empfänglich ist. Doch er will nur, dass sie Diana umstimmt. Das funktioniert nicht und Aurore warnt ihn, dass er an die Gefahr denken soll, wenn er seine Komplizin wiedersieht. Er muss die Bande zerreißen, die Diana verboten hat. Um die Göttin zu besänftigen, darf er Procris nicht wiedersehen! Céphale stellt klar: „Ich will entweder die, die ich liebe, wiedersehen oder in den tiefsten Wald gehen - ganz allein - und vor Schmerz und Liebe sterben. In die Brust seiner Geliebten wird er den Tod bringen, weissagt ihm Aurore. Nichts soll ihn aufhalten; er will in ihre Arme eilen.
Die Eifersucht ist die grausame Tochter Amors. Der Aberwitzige hat sie gezeugt, will sie aber als Tochter
nicht anerkennen. Mit gleicher Münze zahlt sie es ihm heim. Sie ist der eifersüchtigen Herzen trauriger Geier.
DANSE INFERNALE
Procris eilt im Wald allein umher. Die Götter sollen ihr den Geliebten zurückgeben. Ohne ihn will sie keinen Augenblick mehr leben. Soll sie etwa die ewige Qual der Einsamkeit erleiden? Sie ruft ihn, aber er hört sie nicht. Céphale, der untreue Liebhaber, flieht vor ihr. Wahrscheinlich will er ihr Verderben.
Die Allegorie der Eifersucht erscheint und erkundigt sich nach der Ursache ihres Schmerzes. „Wisst ihr auch, wer seine neue Eroberung ist?“ stichelt sie. „Er begab sich gestern in den Palast der Aurore; und man sagte mir, dass alle Frühlingsgötter das Fest ihrer Liebe gefeiert haben.“ „Und jetzt wird er herkommen, um ihre Tränen zu verhöhnen.“
Kein Irrtum, keine Hoffnung tröstet mehr ihre Seele. Céphale ist treulos und sie kann daran nicht zweifeln. Ihr Herz hatte es ihr gesagt, aber sie wagte nicht darauf zu hören. Wie hat er sein Spiel mit ihrer Liebesglut getrieben! Nie gab es einen vergleichbaren Schmerz, der wie ein mörderisches Eisen in ihre Brust drang.
Céphale tritt auf und ist genau so durcheinander wie Procris. Alles versetzt ihn in Schrecken, alles ängstigt ihn. Bewaffnet sich gegen ihn der ganze Himmel? An den Bewohnern des Waldes wird er seine Wut auslassen. Ihm bleiben nur sein Mut, seine Wurfspieße und sein Köcher. Zu allem Überfluss tauchen auch noch Dämonen auf. Wohin soll er fliehen? In welcher Gegend gibt es genug wilde Höhlen? Hat er nicht eine Stimme gehört? Doch wer bringt diese Blätter zum Zittern? Bis zum Delirium verwirrt, spannt er den Bogen und schickt den Pfeil ins Gebüsch. Entsetzliche Monster! Verschwindet endlich.
Ach Céphale, ich sterbe, ertönt Procris' Stimme. Die Hölle bemächtigt sich seiner. Procris stirbt vor seinen Augen. Das sei seine Untat, höhnen die Dämonen. Komm mit in den Tartarus!
Doch mit der letzten Szene hat der Ballettbesucher nicht gerechnet. Sie zeigt den Palast Amors, der alles wieder ins rechte Lot bringt. Amors Allmacht weckt die Liebenden wieder auf und Procris erwacht in den Armen des Liebsten.
„Allen Göttern
gebietet Amor.
Nichts unter den Himmeln
wehrt sich dagegen.
Er ist überall siegreich.“
„A tous les dieux
L'Amour commande
rien sous les cieux
Qui s'en défende
Il est partout victorieux.“
Letzte Änderung am 8.6.2012
Beitrag von Engelbert Hellen