Ivar Kristian Hallström (1826-1901):

En dröm

deutsch Ein Traum / englisch A Dream

Allgemeine Angaben zum Ballett

Entstehungszeit: 1870
Uraufführung: 18. Februar 1871
Besetzung: Orchester
Spieldauer: ca. 30 Minuten

Zum Ballett

Art: Ballett-Idyll in einem Akt
Libretto: Anders Wiklund
Ort: ein Dorf in Frankreich
Zeit: im 19. Jahrhundert

Personen der Handlung

Edwin
Lise
Der Graf
Lises Vater
Der Bewerber

Handlung

In einem kleinen französischen Dorf wird Erntefest gefeiert. Die Dörfler tragen ihre Festtracht und erwarten die Ankunft des Grafen. Mit Spielen und Tänzen verbringen sie die Wartezeit. Das Liebespaar Edwin und Liese können so recht nicht zusammenfinden, weil wirtschaftlicher Reichtum und gesellschaftlicher Dünkel eine Trennlinie ziehen. Liese ist das reichste Mädchen des Dorfes, und der Vater hat die Vorstellung, dass Geld zu Geld finden soll. Ein reicher Landwirt aus der Nachbarschaft hat sein Interesse an Liese bereits angekündigt. Für Edwin sei das Mädchen viel zu schade!

Ein Marsch der Dorfgemeinde wird kurz unterbrochen, weil ein Geschenk für den Grafen eingetroffen ist. Einen Korb herrlichen Weintrauben soll er bekommen, damit er sieht, wie gut der Himmel es mit seiner Region meint.

Niedergedrückt von der ausweglosen Situation, hat sich Edwin auf eine Bank gesetzt und knüpft gedankenversunken eine Girlande zu Ende, die Liese begonnen hat. Eifersüchtig ist er zu allem Unglück auch noch und in Gedanken stellt er sich vor, dass seine Liebste ihn nicht mehr mag. Erschöpft von der Hitze legt Edwin sich hin und streckt die Füße von sich. Er fällt in Schlaf und hat einen Traum.

DER TRAUM

Elfen strömen von allen Seiten herbei. Als letzte folgt ihnen die juwelenblitzende Königin. Sie entdeckt den schlummernden Edwin und fühlt sich von seinem Anblick angenehm eingefangen. Majestät ersucht ihre schwirrenden Geisterchen, sie mit dem schönen Jüngling allein zu lassen. Mit zauberhaftem Lächeln nimmt sie sich seiner an und versucht, ihn zu einem Pas de deux zu überreden - ein Angebot, auf das der Aufgeforderte sich mürrisch einlässt. Plötzlich sieht Edwin, wie einige Elfen mit der Girlande spielen, die er fertigstellen wollte. Emotionsgeladen springt er auf und beginnt einen Streit, weil er das Blumenband den Elfen nicht überlassen will. Die Königin vermittelt und gibt dem Zeternden den Tand zurück. Ganz in der Nähe steht ein Eichbaum, in dem ein Schatz verborgen ist. Die Königin lässt ihn suchen, und Edwin zieht eine Schatulle mit Juwelen hervor, die er gelangweilt betrachtet.

Mit Menschenkindern hat die Elfenkönigin schon einige Erfahrungen hinter sich gebracht, aber soviel Undankbarkeit ist ihr noch nie vorgekommen. Sie beschließt den Trottel zu bestrafen, und durch die Kunst der Magie simuliert sie die Erscheinung von Liebhabern, die hinter Liese her sind, um ihr Küsse aufzudrücken.

An seinem Emblem erkennt Edwin unter ihnen den Grafen. Verzehrt von Eifersucht stürzt er sich auf die beiden, um sie auseinanderzureißen. Sie lassen sich nicht trennen, und in seiner Wut greift Edwin zum letzten Mittel. Plötzlich hält er eine Axt in Händen und will damit dem Herrn Grafen den Schädel spalten. Doch Liese hat sich geistesgegenwärtig zwischen die Streithähne geworfen. Nicht zu ihrem Vorteil, denn wen der Rasende mit dem Beil trifft, ist Liese. Das eiskalte Grauen erfasst den Wüterich. Er taumelt zurück, und Nebel hüllt das fürchterliche Geschehen ein. Edwin wacht auf und liegt vor der Bank, auf der er eingeschlafen war.

DAS ERWACHEN

Edwin reibt sich die Augen und versucht, seine Gedanken zu ordnen. Er sieht die an der Bank angelehnte Axt und schnellt wie elektrisiert in die Höhe. Doch dann hört er Musik und sieht, wie die Dörfler in einem Marsch an ihm vorbeiziehen. Er realisiert, dass das Erlebte nur ein Traum war und eilt zu Liese. Diese befindet sich jedoch gerade in Gesellschaft ihres Vaters und des Herrn Grafen. Nun, so wird Edwin den Traum, der ihn so erschreckt hat, den anderen erzählen. Prompt wird er ausgelacht und keiner will zuhören, bis die Geschichte zu Ende erzählt ist. Doch Erwin lässt sich nicht beirren und glaubt an die Vorsehung. Das Aussehen der Eiche hat er sich genau gemerkt und er weiß auch, wo der Baum steht.

Er begibt sich an die Stelle und ein Traum wird wahr. Er greift in den hohlen Stamm und zieht die Schmuckschatulle, welche die Elfenkönigin ihm verheißen hat, hervor. Tatsächlich ist das Etui mit Smaragden und Brillanten prall gefüllt, und voller Freude zeigt Edwin es herum, damit alle sehen können, dass er nunmehr vermögend ist und der Armut Adieu sagen wird. O weh! Die Schatulle wurde der Frau Gräfin vor langer Zeit entwendet. Doch diese ist inzwischen verstorben - und wem würde der kostbare Schmuck besser stehen als Liese. Der Finder bekommt die Schatulle mit Inhalt als Finderlohn zugesprochen, und Lieses Vater ist auf der Stelle bedeutend freundlicher zu ihm als zu früheren Zeiten. Er legt Lieses Hände in die seinen.

Beschreibung

Ivar Hallström und Conrad Nordquist arbeiteten als Kollegen eng zusammen. Nordquist (1840-1920) unterwies den Jüngeren in Komposition und steuerte seine Produktionen. Gemeinsam schufen sie das Ballett „Ett äfventyr i Skottland (Ein Abenteuer in Schottland)“, indem sie sich die zu komponierenden Sätze aufteilten und jeder sein Volumen abarbeitete.

Um das schwedische Ballett war es nicht gut bestellt. Es gab eine kurze Blütezeit unter dem Choreographen August Bournonville an der Stockholmer Oper. Aufgeführt wurden vornehmlich die französischen Komponisten Auber, Hérold und Adam. Tschaikowski war natürlich auch gefragt. Einheimische Tonsetzer hatten wenig nationales Interesse, selbst Ballette zu komponieren. Maichail Fokine zeigte sich gelegentlich als Gastchoreograph.

Balletteinlagen in Oper und Schauspiel kamen jedoch regelmäßig vor, so dass das königliche Ballett durchaus ihre Existenzberechtigung nachweisen konnte.

Das Handlungs-Ballett „En Dröm“ erlebte bis 1902 immerhin vierzig Vorstellungen.


Letzte Änderung am 29.7.2006
Beitrag von Engelbert Hellen