Entstehungszeit: | 1833 |
Uraufführung: | 4. Dezember 1833 an der Opéra in Paris Choreographie: Filippo Taglioni Bühnenbild: Ciceri, Léger, Feuchères, Despléchin Kostüme: Lormier, Duponchel Ensemble: Louis Montjoie, Joseph Mazilier, Marie Taglioni, François Simon, Pauline Lerous, Jean Baptiste Desplaces, Amélie Legallois |
Besetzung: | Orchester |
Bemerkung: | Im 19. Jahrhundert wurde das Thema der Emanzipation im Ballett niemals abgehandelt. In England war man schockiert, und man beeilte sich den Titel des Balletts von „La Révolte des femmes“ in „La Révolte au sérail“ abzumildern. Die Produktionskosten des Balletts waren immens, spielten sich aber wieder ein, weil alle den Spitzentanz der Taglioni in gerade dieser Partie erleben wollten. Den Ismael tanzten alternativ Mazilier und Perrot. Mehrfach ist es im 19. Jahrhundert vorgekommen, dass das bauschige weiße Ballettröckchen der Ballerina Feuer fing. Klara Webster erging es wie Emma Livry. Beide starben ein paar Tage später an ihren Verbrennungen. |
Art: | Phantastisches Ballett in drei Akten und vier Szenen |
Ort: | Granada |
Zeit: | Mittelalter |
Maometh: | Sultan von Granada |
Ismael: | ein Kriegsheld |
Zulma: | eine dominante Haremsdame |
Myssauf: | Obereunuch |
Zeir: | Page |
Weitere: | ein Iman, ein weiblicher Geist |
Ismael hat an der Seite der Mauren gegen die Spanier gekämpft und kehrt aus dem Krieg nach Granada zurück. Dort muss er feststellen, dass sich der Sultan seiner Geliebten bemächtigt und seinem Harem einverleibt hat. Gegen seinen Gebieter offen in Opposition zu treten bringt kein positives Resultat. Der Sultan stellt ihm aber für seine Tüchtigkeit im Militärdienst eine Belohnung in Aussicht, die er frei wählen darf. Ein humanitäres Anliegen stellt Ismael in den Vordergrund und erbittet die Freilassung aller Sklavinnen seines Haushaltes. Unüberlegt unterschreibt der Sultan ein entsprechendes Edikt, bereut aber sogleich wieder, weil er Zulma nicht aus seiner Nähe entlassen möchte. Ihre Freiheit schon vor Augen, erklärt sie ihrem Gebieter resolut, dass er sich auf ihre Liebe keine Hoffnungen zu machen braucht, denn sie liebe einen anderen.
Zulma hetzt die Haremsdamen gegen ihren Herrn auf und setzt ihnen den Floh ins Ohr, mit Waffengewalt ihre Freiheit zu erkaufen. An Waffen heranzukommen ist nicht schwer, denn Zulma besitzt einen wundertätigen Talisman, der Schmiedeeisernes in Hülle und Fülle blitzschnell heranschafft. Jetzt muss nur noch fleißig trainiert werden, und dann kann man dem Sultan das Eindringen in seinen eigenen Harem mit Waffengewalt verwehren. Dem Potentaten wird himmelangst, weil er eine Revolte im Serail befürchtet und verlegt sich aufs Verhandeln. Mit Hilfe seiner Eunuchen gelingt es ihm, die kampfbereiten Amazonen zu entwaffnen und einzusperren. Ismael, der das Komplott der Frauen unterstützt hat, um Zulma wieder in seine Nähe zu bringen, ist dem Beil des Henkers verfallen.
Die Widerborstige überlegt es sich anders und sichert dem Herrscher Ehe und Liebe zu, wenn er Ismael freigibt. Der Jüngling begreift aber nicht, dass Zulma das Opfer für ihn gebracht hat und schleudert das wundertätige Amulett der Geliebten wutentbrannt vor die Füße. Diese ist froh, dass sie den begehrten Gegenstand wieder hat, ergreift ihn und schwenkt ihn in der Luft.
Ein Donnerschlag erschüttert die Theaterkulissen und es erscheint der Geist der Emanzipation. Er erklärt dem Sultan, dass Frauen und Männer gleich sind und die Frau ein natürliches Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung hat. Der Mächtige hat die beiden Liebenden gefälligst freizugeben. In seinem Reich soll zukünftig etwas mehr Gerechtigkeit und Interessenausgleich walten. Eingeschüchtert erfüllt der Sultan das Begehren der ihm völlig unbekannten Emanze.
Letzte Änderung am 13.4.2007
Beitrag von Engelbert Hellen