Entstehungszeit: | 1950-51 |
Uraufführung: | 9. Juli 1951 in London |
Spieldauer: | ca. 54 Minuten |
Art: | Ballett in drei Akten |
Ort: | Kreta |
Zeit: | mehr als 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung |
Tiresias | |
Hera und Zeus | |
Priesterinnen | |
Stierspringerinnen | |
Freunde des Tiresias | |
Schäfer und Schäferinnen | |
Ein Fremder | |
Ein Grünschnabel | |
Zwei Schlangen |
In einer Tempelschule in Knossos versuchen junge Mädchen im Sportunterricht die Hörner eines Bullen zu greifen und über den Balg des zornigen Tieres einen Purzelbaum zu schlagen. Neugierig kommt der junge Tiresias hinzu und prahlt von Heldenmut und seiner physischen Überlegenheit. Die Mädchen lachen ihn aus.
Um die Vorzüge seiner Person ins rechte Licht zu rücken, vollführt er einen Tanz athletischen Triumphes. Seine Freunde entwickeln ebenfalls Imponiergehabe, treten in den Tanz ein und gebärden sich als mutige Krieger, um bei den Mädchen Eindruck zu machen.
Ein Grünschnabel kommt mit einer Botschaft der Tempelpriesterinnen, die dem jungen Helden Teresias für seine Verdienste auf dem Felde der Ehre einen Prunkstab verleihen wollen. Misstrauisch nimmt der Umschmeichelte die Trophäe der Priesterinnen entgegen. Die Gesellschaft verzieht sich, um Neid und Missgunst nicht öffentlich vorzuführen.
Tücke oder Zufall? Zwei Schlangen winden sich in den Raum und beginnen mit ihrem Liebesspiel. Tiresias missfällt die Szene, er fühlt sich bedroht und schlägt mit seinem goldenen Stecken auf die Reptilien ein. Die weibliche Schlange trifft er tödlich. Es geschieht etwas Unfassbares. Teresias wird durch Zauberspuk in eine Frau verwandelt!
Das Mädchen hat sich in die Berge geflüchtet und muss sich emotional mit ihrer Geschlechtsumwandlung, abrupt und rätselhaft, auseinandersetzen. Sie ist umringt von Hirtinnen und Schäfern, fühlt sich aber von den letzteren emotional nicht angezogen. Ein fremder Besucher erscheint unerwartet und geht glühenden Blickes auf Tiresias zu. Es ist Liebe auf den ersten Blick, welche die Umgewandelte überfällt. Beide tanzen einen Pas de deux. Das Glück der beiden steckt die anderen an. Alle beginnen wild zu tanzen und freuen sich des Lebens und der Liebe.
Plötzlich machen sich zwei Schlangen unliebsam bemerkbar, das dionysische Theater findet ein jähes Ende. Zum Glück taucht der Grünschnabel von einst unerwartet mit einem handlichen Stecken auf. Tiresias weiß, was seine Aufgabe ist, um die Herde seiner Freunde zu beschützen. Mutig nimmt sie den Knüppel in die Hand und schlägt diesmal die männliche Schlange tot. Konsequenterweise wird die Mutige wieder in einen Mann verwandelt und der weiß nun nicht, was er mit seiner neuen Liebe anfangen soll.
Der Ballettbesucher erhält nun Hintergrundinformation. Hera und Zeus hatten einmal mehr eine Meinungsverschiedenheit. Es ging um Liebe und Begattung. Wer genießt das Glück der körperlichen Vereinigung am meisten? Hera meint, dass die Frau die Bevorzugte ist, während Zeus die gegenteilige Ansicht vertritt. Tiresias wird zum Schiedsrichter bestellt, ein Amt, welches ihm peinlich ist.
Damit er ein stichhaltiges Urteil abgeben kann, durfte er zeitweilig eine Frau sein, um festzustellen, wie diese empfindet. Er zögert mit seinem Urteil, kommt aber nicht umhin, seinen Mund aufzumachen. Taktisch unklug gibt er genau die Auskunft, die Hera missfällt. Die Erzürnte versteht keinen Spaß, fackelt nicht lange und nimmt dem Unglücklichen zur Strafe das Augenlicht. Zeus kann das Schicksal nicht abwenden, nur angenehmer gestalten, was immer er darunter auch verstehen mag. Damit der Geprüfte in Zukunft besser sieht, verleiht der Herr über Blitz und Donner dem Erblindeten die Gabe der Weissagung.
Von den Priesterinnen beschwatzt, akzeptiert der unglückliche Teresias den doppelten Schicksalsschlag. Viele Unerquicklichkeiten werden seinen weiteren Lebensweg kreuzen. Er kann die Wahrheit zwar verschleiern, aber nicht verändern. Seine Sprüche formuliert er so, dass der Fragensteller hinterher genau so schlau wie vorher ist.
Es war ein Schock für alle, als Constant Lambert ein paar Tage vor seinem 46. Geburtstag starb. Die genaue Todesursache konnte nicht festgestellt werden. Man tippt auf Überarbeitung in Verbindung mit übermäßigem Alkoholgenuss. Er hatte in den letzten Wochen ein unwahrscheinliches Tempo vorgelegt, um sein originellstes Werk - in Valmondois in Nordfrankreich begonnen - für das Edinburgh-Festival fertigzustellen. Die Kritiken waren nicht wohlgesonnen. Unzüchtiges Schlagen auf der Bühne heizte einmal mehr die moralische Entrüstung an. Die negative Resonanz hat den sensiblen Komponisten und Freund Lord Berners seelisch arg mitgenommen, aber wohl nicht seinen Tod verursacht.
Seine Frau Isabel, eine begabte Künstlerin, hatte den prächtigen Bühnenvorhang entworfen. Etliche Aufführungen konnte der Komponist noch in London selbst dirigieren. Sadler’s Wells Ballett, dessen Direktor er einst war, stand zur Verfügung. Margot Fonteyn und Michael Somes tanzten den Tiresias in seinen unterschiedlichen biologischen Beschaffenheiten. Einige Jahre hatte es in England noch Erfolg, dann wurde es still um das Meisterwerk.
Szenenablauf:
PRELUDE
Teresias’ Entry
Teresias’ solo
Act I
Entry of the Warriors
Sword Dance
Entrance of the Young Virgins and Dance of the Pristesses
Snakes
Tiresias gets angry, beats snakes, changes into a woman
INTERLUDE I
Act II
The Female Teresias solo
Dance of the Shephers and Shepherdesses
Pas de deux
Bacchanale
Return of the snakes
INTERLUDE II
Akt III
Hera and Zeus
The Old Tiresias
The male Tiresias remembered
The female Tiresias remembered
Hera strikes Tiresias blind
Tiresias receives the gift of prophety
Tiresias accept his fate – Entry of Pristesses
Final Apotheosis and Departure of the blind Teresias
Letzte Änderung am 1.8.2006
Beitrag von Engelbert Hellen