John McCabe (geb. 1939):

Die Fenster

englisch The Windows

Allgemeine Angaben zum Ballett

Untertitel: Ballet to music of The Chagall Windows (1974)
Entstehungszeit: 1980
Uraufführung: 16. Februar 1980 in Stuttgart (Staatstheater)
Choreografie: Rosemary Hellewell
Besetzung: Orchester
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Erstdruck: Novello

Beschreibung

Die Buntglasfenster in der Synagoge der Hadassah Universität von Jerusalem sind eine weltweit bekannte Attraktion und für Touristen zugänglich. Geschaffen wurden sie von dem in Weißrussland geborenen Maler Marc Chagall (1887-1985), den Israel zu den bedeutendsten Malern ihrer Kulturszene rechnet. Die Fenster zeigen die Söhne des Patriarchen Jacobs reihum unter der Decke des Raumes. Die Glasmalerei gewinnt ihre Faszination durch den differenzierten Einbruch des Sonnenlichts.
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John McCabe fühlte sich aufgrund von Abbildungen gedrängt, seine Eindrücke bei der Betrachtung der einzelnen Bilder musikalisch zu beschreiben. Die zwölf Brüder, durch die Überlieferung in ihren dominanten Charaktereigenschaften fixiert, wurden lautmalerisch durch diejenigen Musikinstrumente betont, welche diesen Attributen entsprachen. Bei Ruben dominierte die Vernunft, Judah war eine Kämpfernatur, Dan konnte sehr listig sein, Asher weilte am liebsten bei den Herden. Papas Liebling war Joseph. Er trug einen schönen Leibrock und besuchte die Brüder gelegentlich bei den Herden. Dem Vater hinterbrachte er dann, welcher Frau der Einzelne zugetan war und seine Gunst verschenkt hatte. Jacob hörte diese Geschichten gern, die Brüder verdross es. So entstand eine Opposition, die Josephs Schicksal besiegelte. Die Abbildungen auf den Fenstern sind nicht gegenständlich und lassen Rückschlüsse auf das körperliche Aussehen der Stammväter Israels nicht zu. John McCabe schuf ein Orchestergemälde von dissonanter Farbenpracht. Der Komponist bestreitet allerdings, dass es sich um Programmmusik handelt.

Die Vertonung der Chagall-Fenster in der sinfonischen Dichtung war ein Auftragswerk der Hallé Concerts Society und wurden am 9. Januar 1975 in Manchester durch das Hallé-Orchester unter James Loughran uraufgeführt und als Tondokument festgehalten. Der Komponist schildert in seinem Tagebuch, dass er mit der Fertigstellung des Orchesterwerks sich selbst ein großes emotionales Bedürfnis erfüllt habe. Die Belohnung kam aus Granada: Das spanische Fernsehen plante eine Produktion über die Entstehung eines Tongemäldes und wählte John McCabe und seine Chagall-Fenster als Demonstrationsobjekt aus. Eine Reise nach Jerusalem gehörte zum Kontrakt. Eines der bedeutendsten visuellen Kunstwerke des zwanzigsten Jahrhunderts konnte der Komponist nun in eigener Anschauung bewundern.
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Die weltweite Resonanz, welche die TV-Ausstrahlung hervorrief, veranlasste John McCabe einer Choreographie zuzustimmen, und er bereitete sein Werk für die Erfordernisse eines Balletts auf.

Personen und Tempobezeichnungen (DIE ZWÖLF STÄMME ISRAELS)

1. Ruben (Largo)
2. Simeon (Allegro deciso)
3. Levi (Allegro deciso)
4. Judah (Andante deciso)
5. Sebulon (Andante con moto)
6. Issachar (Lento)
7. Dan (Lento)
8. Gad (Allegro feroce)
9. Asher (Andante)
10. Naphtali (Vivo e leggioro)
11. Joseph (moderato)
12. Benjamin (Allegro strepitoso)


Letzte Änderung am 14.6.2007
Veröffentlichung mit Zustimmung von musirony