Ludwig Alois Minkus (1826-1917):
Don Quichote / Don Quixote / Don Quichotte
Entstehungszeit: | 1869 |
Uraufführung: | 14. Dezember 1889 in Moskau (Bolschoi-Theater) Choreographie: Marius Petipa Bühnenbild: Pawel Isakow Ausstattung: Pawel Isakow Darsteller: Anna Sobeschanskaja (Kitri), Sergej Sokolow (Basil) |
Besetzung: | Orchester |
Verlag: | Brooklyn, N.Y.: Dance Horizons, 1979 |
Bemerkung: | Die vorliegende Beschreibung folgt der Inszenierung an der Metropolitan Oper New York. Es gibt andere Versionen, in denen Don Quichote noch mehr Abenteuer an unterschiedlichen Schauplätzen zu bewältigen hat. Die Musik von Ludwig Minkus ist anspruchslos, entspricht aber dem, was das Publikum seinerzeit von einem abendfüllenden Handlungsballett erwartete. Dann ging der Stern von Peter Tschaikowski auf, und es schlug mit ihm und Adolphe Adam die Stunde des großen romantischen Balletts. |
Art: | Ballett in einem Prolog und drei Akten |
Libretto: | Marius Petipa nach Miguel de Cervantes |
Ort: | Spanien |
Zeit: | im Mittelalter |
Kitri: | ein hübsches Mädchen |
Basil: | ein junger Mann, in Kitri verliebt |
Lorenzo: | Kitris Vater |
Gamache: | der Heiratskandidat |
Espada: | ein Freund Basils |
Torero: | außerhalb der Arena |
Don Quichote: | ein etwas seltsamer Ritter |
Sancho Pansa: | sein Diener |
Weitere: | Zigeuner, Blumenverkäuferinnen, Gäste der Schenke und weitere |
Don Quichote ist ein Ritter ohne Furcht und Tadel, dazu starrköpfig und durch nichts zu belehren. Die Welt macht sich über ihn lustig, doch das beirrt ihn überhaupt nicht. Stets an seiner Seite befindet sich sein Diener Sancho Pansa, dessen Sinn auf Realitätsnähe ausgerichtet ist. Die Sehnsucht nach dem Ideal seiner imaginären Geliebten hat Don Quichote stets vor Augen, und er verfolgt das Phantom ein Leben lang, ohne seiner Dulcinea jemals nahe zu kommen.
Die Handlungsträger des Balletts sind die schöne Kitri und ihr Schatz Basil, der ständig eine Gitarre mit sich herumträgt. Ihr Glück ist nicht ungetrübt, denn Der Vater will Kitri mit dem reichen, aber trotteligen Gamache verheiraten. Deshalb planen sie die Flucht. Eilig haben sie es damit nicht. Dafür ist das Leben in Barcelona zu schön. Die Menschen lieben Blumen, deshalb gibt es hier auch so viele Blumenverkäuferinnen. Wenn der Torero nicht gerade in der Arena gegen einen wütenden Stier kämpft ist er auf dem Blumenmarkt zu finden. Natürlich sucht er Streit. Streit verursacht auch Don Quichote, der sich einbildet, Kitri sei seine heißgeliebte Dulcinea, die er endlich gefunden hat und die es zu beschützen gilt. Eine törichte Verwechslung!
Erste Szene:
Auf der Flucht vor den väterlichen Absichten sind die Liebesleute in einem Zigeunerlager gelandet. Da Don Quichote ständig auf Reisen ist, kommt er mit seinem Diener auch bald bei den Zigeunern an. Eine bizarre Windmühle ziert das Landschaftsbild. Auf unseren Ritter wirken die sich drehenden Windmühlenflügel aggressiv. Unverzüglich ist er kampfbereit. Seine Waffe richtet er gegen die vermeintlichen Angreifer, bleibt aber mit der Waffe stecken und wird angehoben. Aus beachtlicher Höhe stürzt er und fällt auf den Hinterkopf, was einen Traum auslöst, wie Amor sich mit schönen Mädchen vergnügt. Die Vision einer antiken Gottheit passt eigentlich gar nicht ins mittelalterliche Spanien, doch Träume kann man nicht lenken.
Der abgewiesene Liebhaber und Kitris Vater haben den Aufenthaltsort der Liebenden ausfindig gemacht. Don Quichote will sich den Liebenden nützlich erweisen und schickt sie in die falsche Richtung.
Zweite Szene:
In einer Schenke sind Kitri und Basil fröhlich beisammen, bis die beiden unliebsamen Herren wieder auftauchen und das Vergnügen trüben. Die Liebenden versuchen es nun mit einem Trick. Basil tut so, als ob er im Sterben läge und Kitri fleht den edlen Don Quichote an, sich für sie beide einzusetzen. Bevor der Geliebte das Zeitliche segnet, möchte er sie heiraten. Es sei unverantwortlich, einem Sterbenden seinen letzten Wunsch abzuschlagen. Der Plan gelingt. In Windeseile wird die Verbindung abgesegnet. Und anschließend geht es Basil wieder besser, so dass sich der letzte Atemzug erübrigt.
Jetzt muss die Eheschließung noch tüchtig gefeiert werden. Wenn in einem Ballett eine Hochzeit stattfindet, ist das der Anlass, dem Publikum Zerstreuung aller Art anzubieten, die mit dem Handlungsablauf nichts zu tun hat, das Bühnenspektakel aber in die Länge zieht.
Letzte Änderung am 26.2.2017
Beitrag von Engelbert Hellen