Jacques Offenbach (1819-1880):
Entstehungszeit: | 1938 |
Uraufführung: | 5. April 1938 im Théâtre de Monte Carlo Choreographie: Léonide Massine Ausstattung: Étienne de Beaumont Formation: Ballets Russes de Monte Carlo Darsteller: Léonide Massine (als Peruaner), Nina Tarakanova (als Handschuhverkäuferin) |
Besetzung: | Orchester |
Verlag: | London: W. Paxton, 1952 |
Bemerkung: | Musik adaptiert und eingerichtet von Manuel Rosenthal Jacques Brindejonc-Offenbach |
Art: | Ballett in einem Akt |
Libretto: | Étienne de Beaumont |
Ort: | Paris |
Zeit: | 19. Jahrhundert |
Die Handschuhverkäuferin | |
Das Blumenmädchen | |
Die Gesellschaftslöwin | |
Das Maskottchen | |
Der Peruaner | |
Der Baron | |
Der Offizier | |
Der Herzog | |
Weitere: | Putzfrauen, Kellner, Billardspieler, Soldaten, Dandys, Cancantänzerinnen und weitere |
Viel Volk bietet wenig Handlung, die durch „den Peruaner“ ein bisschen zusammengehalten wird. Wie in einem gigantischen Divertissement kommt jeder Darsteller zu seinem Recht auf ein eigenes Tänzchen. Beginnen wir mit den Putzfrauen, die das Café Tortoni für die Abendveranstaltung bezugsfähig machen. Dann kommen Blumenmädchen herein, welche den Kellnern und nicht den Putzfrauen frische Blumen überreichen.
Im Café besteht die Möglichkeit, Billard zu spielen. Für männliche Besucher, mit und ohne Schärpe in klassisches Schwarzweiß gekleidet, stehen für intime Zweisamkeit Kameliendamen zur Verfügung. Dazwischen tummelt sich eine Handschuhverkäuferin, auf die es ein Baron abgesehen hat. Elegante Offiziere mit blitzenden Uniformknöpfen finden sofort die Aufmerksamkeit der Lebedamen, wenn die Großfürsten in der Minderzahl sind. Die „Gesellschaftslöwin“ hat sich bei einem Herzog untergehakt.
Forsch hat sich der Südamerikaner an die Handschuhverkäuferin herangemacht, was den Baron in Aufruhr versetzt. Als ein Galan dazukommt und den Arm vertraulich um das Mädchen legt, gibt es Streit, an dem sich rasch entflammt, alle handgreiflich beteiligen. Die Saalhüter sehen sich genötigt, das Lokal vorübergehend räumen zu lassen. Der Peruaner hat sich eilig unter dem Tisch versteckt.
Neue Gäste kommen und alte sind bald zurück. Der Baron hat an die Handschuhverkäuferin, um die er die ganze Zeit gebuhlt hat, endlich den Anschluss gefunden. Die Stunde, in welcher die Cancantänzerinnen ihren glanzvollen Auftritt haben, rückt näher. Die Musik von Jacques Offenbach heizt die Stimmung an. Am Schluss erklingt sogar ein Zitat aus der Barcarole.
Für den Peruaner ist alles ein bisschen beängstigend. Nachdem alle Gäste gegangen sind und die Cancantänzerinnen die Bühne geräumt haben, steckt er noch einmal den Kopf durch den Türspalt, um nach einem Plätzchen für die Nacht Ausschau zu halten.
Ursprünglich sollte das Ballett nach dem legenderen Café Tortoni benannt werden. Hier verkehrten nebeneinander und miteinander einträchtig der Adel, welcher abgewirtschaftet hatte, das Bürgertum, welches hochkommen wollte und die Halbwelt, um zu profitieren. Die Schrecken der Revolution waren vorbei und jetzt lebte man sorglos. Die ehemalige Klassengesellschaft nahm Tuchfühlung auf und man ging einen Flirt miteinander ein. Morbide gewordene Prachtentfaltung in den Schlössern setzte sich als Imitation in den Etablissements fort. Das Vergnügen suchte man in der Kunst, in der Geselligkeit und in der Musik.
Der Zeitgeist rief einen Deutschen nach Paris, der sich im Milieu etablierte. Es war Jacques Offenbach, der aufreizend und bekömmlich, frivol und spöttisch eine Musik schuf, die den Nerv dieser Zeit traf. Seine beliebtesten Operettenmelodien stellte Manuel Rosenthal zusammen und schuf daraus das Ballett „Gaîté Parisienne“.
Letzte Änderung am 8.8.2007
Veröffentlichung mit Zustimmung von musirony