Holger Simon Paulli (1810-1891):
Kirchweih in Brügge / The Kermesse in Bruges / Kerrmesse de Bruges
Untertitel: | De tre Gaver |
Untertitel : | Die drei Gaben |
Entstehungszeit: | 1851 |
Uraufführung: | 4. April 1851, Königlich Dänisches Ballett, Kopenhagen |
Besetzung: | Orchester |
Art: | Romantisches Ballett in drei Akten |
Libretto: | August Bournonville |
Ort: | Flandern |
Zeit: | gegen Ende des 17. Jahrhunderts |
Mirewelt: | Alchimist |
Eleonora: | seine Tochter |
Carelis: | Musiker |
Geert: | älterer Bruder |
Adrian: | zweiter Bruder |
Weitere: | ein Richter, Volk von Brügge |
Der Beruf des Chemikers hatte im Mittelalter die öffentliche Meinung gegen sich. Dem Alchemisten sagte man sogar nach, dass er in seiner Hexenküche unedle Metalle in Gold verwandelt könne. Mirewelt, der Alchemist aus Brügge, kann sogar noch einiges mehr, nämlich zaubern, was damals unter schwerer Strafe stand.
Zudem hat der Meister eine ganz besonders hübsche Tochter. In der Absicht, Lösegold zu erpressen, soll Leonore entführt werden. Die Tat wäre fast geglückt, gäbe es da nicht drei wackere Brüder, namens Geert, Adrian und Carelis. Diese haben die Übeltäter an der Tat gehindert und der Obrigkeit überantwortet. Der Alchimist ist überglücklich, sein Kind wiederzuhaben und zeigt sich erkenntlich. Drei Gaben stehen zur Verteilung an. Geert bekommt einen hübschen Ring, der die Bewandtnis hat, die Herzen der Mädchen zu erweichen. Mit einem unbezwinglichen Degen schlägt Adrian zukünftig jeden Bösewicht in die Flucht. Doch das schönste Geschenk erhält Carelis, nämlich eine Geige, die jeden zum Tanzen zwingt, wenn er darauf musiziert.
Die Brüder haben einige Abenteuer zu bestehen, die so unglaublich sind, dass Zauberspuk im Spiel gewesen sein muss. Wegen Hexerei sind die Verwegenen nun angeklagt und sollen auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Carelis hindert mit seinem Violinspiel Richter und Büttel bei der Ausübung ihrer amtlichen Tätigkeit und lässt sie bis zum Umfallen nach den Klängen seines Instrumentes tanzen. Das Volk hält zu den Brüdern und bewirkt die Aussetzung der Strafe durch einen Gnadenerlass.
Obwohl Geert im Besitz des Ringes ist, der ihm die Mädchen gewogen macht, erobert der Musikant das Herz Leonorens. Das Mädchen hat erkannt, dass die Musik die höchste aller Künste ist. Geert und Adrian konnten sich inzwischen anderweitig eindecken.
Ein Zugeständnis musste Carelis der Obrigkeit allerdings machen. Die Geige kommt in einen schwarzen Geigenkasten und wird im Rathaussaal unter Verschluss gehalten. Nur einmal im Jahr, wenn in Brügge Kirmes ist, wird die Geige hervorgeholt und Carelis darf nach Herzenslust den Einwohnern von Brügge zum Tanz aufspielen.
Der Komponist wurde von den Gemälden Jan Steens und David Teniers’, auf denen die Kirmes von Brügge wiedergegeben ist, zu diesem Ballett inspiriert. Der Däne schuf noch weitere Ballette zu denen August Bournonville die Choreographie lieferte. Den französischen Gepflogenheiten entgegengesetzt, welche die Primaballerina in den Himmel hoben, haben Paulli und Bournonville in seinen Ballettschöpfungen den männlichen Darstellern breiten Raum gegeben.
Letzte Änderung am 24.8.2006
Beitrag von Engelbert Hellen