Bacchus und Ariane
Widmung: | Mme Helene Tony-Jourdan |
Entstehungszeit: | 1930 |
Uraufführung: | 22. Mai 1931, Opéra de Paris |
Besetzung: | Orchester |
Spieldauer: | ca. 60 Minuten |
Erstdruck: | Paris: Durand |
Bemerkung: | Von den beiden Suiten (1933) zu diesem Ballett wird die zweite, die sich auf den Zeitraum konzentriert, nachdem Theseus die Insel Naxos verlassen hat, im Konzertsaal am häufigsten gegeben. |
Opus: | op. 43 |
Art: | Ballett in zwei Akten |
Libretto: | Abel Hermant nach einer griechischen Heldensage |
Ort: | Griechenland |
Zeit: | in mythischer Zeit |
Bacchus | |
Theseus | |
Ariane | |
Weitere: | Jungfrauen und Jünglinge, Faune, Satyrn und Mänaden |
Von Theseus weiß man, dass er den Minotaurus bezwungen und mit Hilfe einer glänzenden Idee der Königstochter Ariane wieder aus dem Labyrinth herausgefunden hat. Von den zahllosen Jungfrauen und Jünglingen, die dem Ungeheuer zum Verzehr angeboten werden sollten, kamen viele aus Athen. Für die Rückführung in die Heimat sorgt der Held persönlich und macht einen Zwischenstopp in Naxos, um auf der wüsten Insel Proviant einzukaufen. Ariane hat sich in den Helden verliebt und seinetwegen ihre Familie verlassen. Man ist guter Dinge, und Theseus leistet zur allgemeinen Unterhaltung einen Beitrag, indem er den Kampf mit dem Tiermenschen pantomimisch nachstellt.
Keiner weiß, woher er kommt, aber plötzlich taucht ein Fremder auf, der sich für die Show des Theseus überhaupt nicht begeistern kann. Neugierig nähert sich Ariane dem Fremden, der sofort seinen schwarzen Mantel über sie wirft. Tödlich erschrocken sinkt das Mädchen bewusstlos zu Boden. Theseus eilt der Geliebten zur Hilfe und stürzt sich wutentbrannt auf den Eindringling. Dieser gibt sich jedoch als Gottheit zu erkennen und genießt somit Immunität. Es ist Bacchus persönlich, der dem Helden befiehlt, sich mit seinen Leuten auf sein Schiff zu begeben und unverzüglich zu verschwinden.
Viel Charakter hat Ariane auch nicht. Aus der Bewusstlosigkeit erwacht, macht sie sich sogleich an den geheimnisvollen Fremden heran, tanzt traumversunken mit ihm einen Pas de deux und bekommt gar nicht mit, dass um sie herum Aufbruchstimmung herrscht.
Als Ariane erwacht und niemanden mehr sieht, eilt sie an den Strand und erkennt gerade noch, wie das Schiff mit den Athenern am Horizont verschwindet. Theseus hat der Treulosen die Quittung gegeben und sie schnöde auf der kahlen Insel sitzen lassen. Sie will sich verzweifelt von den Klippen ins Meer stürzen, fällt aber sanft, da sie von Bacchus' Armen aufgefangen wird. Dieser tanzt mit ihr, um sie zu beruhigen und gibt ihr einen feurigen Kuss, der Ariane in Verzückung versetzt. An Gesellschaft soll es ihr nicht fehlen, denn Faune und Nymphen kommen herbei und wollen mit der fremden Königstochter ausgelassen sein. Sie versuchen, ihr den Suizid auszureden und pressen Trauben in einen goldenen Becher, so dass Ariane von dem Genuss des Saftes ganz benommen wird. Die Insel wird in einen Freudentaumel versetzt, dass man meint, auf Mykonos zu sein.
Bacchus kümmert sich hin und wieder um seine neue Geliebte, macht sie zur Herrin der Insel und krönt sie mit einem Diadem aus Sternen, die er vom nächtlichen Firmament geraubt hat.
Abwechslung gibt es auf der Insel nicht. Die Gesellschaft, die sie unausgesetzt erheitern soll, findet Ariane albern. Bacchus hat anderweitig Verpflichtungen und nicht immer Zeit für sie. Die einstigen Gefährten und die Familie sind weit fort. So kommt es dann zur „Klage der Ariane“, die aber nicht von Albert Roussel, sondern von Carl Orff als Kantate komponiert wird.
Die Komponisten der Nachwelt werden sich mit Ariane, Arianna oder Ariadne, wie die verlassene Königstochter aus Kreta auch genannt wird, eingehend beschäftigen und sie zum Mittelpunkt einer Oper machen. Doch davon hat das arme Mädchen im Moment nichts.
Letzte Änderung am 28.7.2006
Beitrag von Engelbert Hellen