Entstehungszeit: | 1916-17 |
Uraufführung: | 18. Mai 1917 in Paris (Théâtre du Châtelet) |
Besetzung: | Orchester |
Spieldauer: | ca. 15 Minuten |
Erstdruck: | Paris: Salabert, 1917 |
Verlag: | Paris: Salabert, 2000 |
Art: | Realistisches Ballett in einem Akt |
Libretto: | Jean Cocteau |
Chinesischer Zauberkünstler | |
Amerikanisches Mädchen | |
Akrobatin | |
Akrobat | |
Pariser Manager | |
New Yorker Manager | |
Ein Pferd, bestehend aus zwei Darstellern |
Was man als Handlung bezeichnen könnte, ist schnell erzählt. Eine Schaustellergruppe hat am Stadtrand ihr Zelt aufgeschlagen, und ein europäischer und ein amerikanischer Manager bemühen sich krampfhaft, Publikum anzulocken. Die Parade besteht aus einem chinesischen Zauberkünstler, einem Akrobaten, einem Flittchen und einem Pferd, welches von zwei Darstellern gemimt wird, um auf vier Beine zu kommen. Der chinesische Zauberer hat besonders witzig zu sein. Er schwenkt seinen Zopf hin und her und jongliert mit einem Hühnerei. Das amerikanische Mädchen im Matrosenkleidchen tut so, als ob es ein Auto lenken würde. Die beiden Akrobaten verhalten sich artgerecht und vollführen einen Salto mortale. Das Publikum von Zirkus und Ballett gähnt und freut sich auf das Ende der Vorstellung.
Drei Künstler, aus der Sicht von damals berüchtigt für obskuren Geschmack, haben beschlossen, das Ballett-Theater zu revolutionieren, mit der Vergangenheit zu brechen und die Menschen zu schockieren. Wie so oft diente das Schausteller-Gewerbe als Sujet. Picasso bemühte sich um bizarre Kulissen und Kostüme, Cocteau steuerte ein spärliches Libretto bei und Erik Satie komponierte eine Musik, die turbulent und humorvoll die Einfälle der beiden anderen verbinden sollte. Erstaunlich, dass die berühmte Léonide Masine sich bereit erklärte, im Rahmen des Diaghilew-Ballettes den Chinesen zu mimen. Die Zuschauer quittierten die Uraufführung mit Unmut. Die Ballettgeschichte kommt nicht umhin, in heutiger Zeit das 15 Minuten-Stück als bemerkenswert zu registrieren.
Letzte Änderung am 21.11.2008
Beitrag von Engelbert Hellen