Igor Fjodorowitsch Strawinski (1882-1971):
Reineke Fuchs / Renard / Renard
Entstehungszeit: | 1915/16 |
Uraufführung: | 18. März 1922 in Paris (Opéra) Choreographie: Bronislawa Nijinska Ausstattung: Michel Larionow Formation: Serge Diaghilews Ballets Russes Ausführende: Bronislawa Nijinska – Stanislas Idzikowski |
Besetzung: | 4 Pantomimen, 2 Tenöre, 2 Bässe und Kammerorchester |
Spieldauer: | ca. 20 Minuten |
Erstdruck: | Genf: Henn, 1917 |
Verlag: | London: J. & W. Chester, 1917 London: J. & W. Chester, 1956 |
Bemerkung: | neben der Choreographie der Nijinska existiert noch eine spätere von Serge Lifar |
Art: | Burleskes Ballett mit Gesang, Text und Musik in einem Akt |
Libretto: | Igor Strawinski nach einem Volksmärchen |
Sprache: | russisch französisch von C. F. Ramuz deutsch von Rupert Koller englisch von H. Myers |
Fuchs | |
Hahn | |
Katze | |
Ziege |
Der Fuchs hat einen stolzen Hahn geortet und mag ihn zum Fressen gern. Um ans Ziel zu gelangen, muss ein bisschen Aufwand getrieben werden. Reinecke verkleidet sich als Nonne, die versucht, den eitlen Gockel zu überreden, seine Sünden zu beichten, stößt aber auf taube Ohren. Als nächstes probiert es der Abgefeimte mit der Mitleidstour. Er komme gerade aus der Wüste und habe eine ausgetrocknete Kehle. Der feine Herr möge ihm doch bitte eine Wasserstelle zeigen. Völlig unbeeindruckt, ist der Hahn nicht zu bewegen, Mitleid oder Bedauern zu empfinden. Er zeigt auch keine Reue, als der Verkleidete ihn wegen seiner unverantwortlichen Vielweiberei zur Rechenschaft zieht. Vierzig Hennen stehen ihm zwecks Begattung zur Verfügung. Trotzdem ist der Eingebildete ständig auf Streit mit anderen Artgenossen aus und stiftet Unruhe im friedlichen Hühnerhof. Den Nachlass seiner Sünden hat er bitter nötig. Wer nicht hören will, muss fühlen. Die gottesfürchtige Nonne versucht, das bunte Federvieh zu packen und zu zerzausen. Durch ausdauerndes Krähen und Hacken mit dem Schnabel macht der Angegriffene auf seine Notlage aufmerksam. Es kommt Hilfe zur rechten Zeit. Die Katze und der Ziegenbock mögen die rostbraune Nonne auch nicht leiden und schlagen sie in die Flucht. Sobald die Luft rein ist, kommt Reinecke Fuchs mit der festen Absicht zurück, seinem Opfer die Kehle durchzubeißen. Es misslingt, denn sein Zetergeschrei ruft erneut die beiden Freunde zurück. Sie verhindert das Schlimmste. Der Ziegenbock bearbeitet den Fuchs mit seinen Hörnern, um ihm seine Mordgelüste auszutreiben. Mit Rücksicht auf das Publikum wird ein Waffenstillstand vereinbart. Das Stück ist ohnehin zu Ende, und die vier Kontrahenten verneigen sich scheinheilig vor den wohlwollenden Besuchern.
Letzte Änderung am 26.12.2016
Beitrag von Engelbert Hellen