Igor Fjodorowitsch Strawinski (1882-1971):
Die Hochzeit / The Wedding / Les Noces
Entstehungszeit: | 1914-22 |
Uraufführung: | 13. Juni 1923 in Paris (Theéâtre de la Gaité Lyrique) Choreografie: Bronislawa Nijinska Dirigent: Ernest Ansermet |
Besetzung: | Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bass, vierstimmiger gemischter Chor, 4 Klaviere und Schlagzeug |
Spieldauer: | ca. 25 Minuten |
Erstdruck: | London: J. & W. Chester, 1922 |
Verlag: | Mineola: Dover Publications, 1998 |
CD: | [Details] |
Les Noces (1923) Igor Strawinsky (1882-1971) ,,Die vorliegenden hervorragenden Einspielungen erlauben faszinierende Einblicke in die Konzeption eines der Hauptwerke des 20. Jahrhunderts: in Strawinskys Kantate „Les noces“." (FonoForum, Juli 2012) |
Art: | Choreographische russische Szenen mit Tänzen und Gesang in zwei Teilen und vier Bildern |
Libretto: | die Texte bestehen aus Liedgut, welches der russischen Folklore entlehnt wurde |
Sprache: | russisch |
Ort: | bäuerliches Umfeld |
Zeit: | Altrussland |
Die Braut | |
Die Eltern der Braut | |
Die Freundinnen der Braut | |
Der Bräutigam | |
Die Eltern des Bräutigams | |
Die Freunde des Bräutigams | |
Die Heiratsvermittler | |
Hochzeitsgäste |
ERSTES BILD: IM HAUSE DER BRAUT (Chez la mariée - La Tresse)
Die junge Braut ist nicht glücklich und weint. Die Eltern haben ihr einen Mann ausgesucht, den sie zuvor noch nie gesehen hat. Sie weiß nicht, wie er aussieht und ob er gut zu ihr sein wird. Eine Heiratsvermittlerin hatte ihre Hände im Spiel. Wird der ihr Zugedachte die Träume ihres Lebens erfüllen. Die Mägde und Freundinnen stimmen traditionelle Hochzeitsgesänge an. Trotzdem bleibt die Stimmung der Braut auf dem Tiefpunkt. In gewohnter Übung erfüllen die Brautjungfern lustvoll ihre Pflicht, flechten der Umjubelten den dicken blonden Zopf und putzen sie festlich heraus. Die Betrübte lässt alles widerstrebend über sich ergehen.
ZWEITES BILD: IM HAUSE DES BRÄUTIGAMS (Chez le marié)
Der Bräutigam ist in bester Stimmung und freut sich nach Zeiten der Abstinenz, ein Bräutchen sein eigen nennen zu können. Er kleidet sich in seinen Trachtenanzug mit dem farbenfreudigen Zierrat, und die Haare werden gründlich eingeölt. Es wäre doch gelacht, wenn er der zukünftigen Gefährtin an seiner Seite nicht gefallen würde.
DRITTES BILD: AUFBRUCH DER BRAUT ZUR TRAUUNG (Le Départ de la mariée)
Die Hochzeitsgäste sprechen der Braut Mut zu und loben ihr phantastisches Aussehen. Muss sie sich nun tatsächlich mit dem Gedanken vertraut machen, ständig einen Mann an ihrer Seite zu haben und mit ihm sein Leben teilen? Dummes Mädchen! Es soll doch froh sein, einen bereitwilligen und respektablen junger Mann bekommen zu haben, der bereit ist, zukünftig für sie zu sorgen. Die Selbstverwirklichung schließt ein Leben in Zweisamkeit doch nicht grundsätzlich aus. Manchmal wissen es die Eltern aus Erfahrung tatsächlich besser, was zusammenpasst und was Zukunft hat.
VIERTES BILD: DIE HOCHZEITSFEIER (Le Repas de noces)
Braut und Bräutigam haben Gelegenheit erhalten, sich ein wenig zu beschnuppern. Der erste Kuss ist fällig und bereitet Wohlbehagen. Geschickt bringen die Erfahrenen den jungen Leuten verbal bei, welches ihre ehelichen Pflichten sind. Wie sollen sie wissen, was zu tun ist, wenn es ihnen bisher keiner gesagt hat. Gepflogenheit und Sittsamkeit unterliegen auch bei Verheirateten strengen Regeln. Die rasante Musik Strawinskis sorgt dafür, dass bei Musik und Tanz der Boden der Diele in den Fugen kracht.
Das Hochzeitsbett muss vorgewärmt werden, damit der Bräutigam nicht frieren muss, wenn die Angetraute nicht genug Feuer hat. Ein älteres Paar sorgt für die erforderliche Nestwärme und begibt sich zum Probeliegen. Endlich ist es so weit: Die Gäste geleiten das Paar zum Brautbett und ziehen sich dann diskret zurück. Das Theaterpublikum tut es ihnen gleich. Sie dürfen nicht zuschauen, wie sich die Brautnacht gestaltet, weil die Theateraufführung zu Ende ist.
Die Besetzung besteht aus vier Klavieren und Schlagzeug als Begleitung für die Solostimmen und den Chor. Bei den Frauen sind es Folklore-Stimmen typisch russischer Prägung. Der rhythmische Charakter wird vom Schlagzeug bestimmt und legt atemberaubendes Tempo vor. Die Musik betört auf Anhieb und nimmt den Zuschauer sofort in ihren Bann.
Letzte Änderung am 10.1.2016
Beitrag von Engelbert Hellen