Anlass: | 60. Jahrestag der Inthronisierung von Königin Victoria (1897) |
Entstehungszeit: | 1897 |
Uraufführung: | 25. Mai 1897 in London (Alhambra Theatre) Choreographie: Carlo Goppi |
Besetzung: | Orchester |
Spieldauer: | ca. 78 Minuten |
Bemerkung: | An seine Operetten-Erfolge gewöhnt, gelingt es Arthur Sullivan mit leichter Hand, auch Musik für das Ballett-Theater zu schaffen. Großartige Gedanken zu einem passenden Libretto macht er sich nicht. Plakativ entwirft er einen Bilderbogen über seine Heimat, ohne sich mit der Historie ernsthaft und umfassend auseinandergesetzt zu haben. Mal kommt der Leichtbeflügelte höfisch, mal operettenhaft daher, aber immer schmissig und beschwingt. Es bleibt dem Zuhörer überlassen, welchen Stellenwert er der leichten Muse Sullivans einräumen will. Eine szenische Darstellung ist eine Frage des Budgets, pompös sollte die Inszenierung schon sein, aber auch im Konzertsaal, bringt die Ballettmusik – zu einer Suite geschrumpft – ihre Wirkung, weil patriotische Empfindungen eingewoben sind. Das Alhambra Theatre konnte sich um die Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert über Publikumszuspruch nicht beklagen, traf das Ballett doch den Nerv des Volkes. |
Art: | Ballett in acht Szenen |
Libretto: | Arthur Sullivan und Carlo Goppi |
Szene 1: ANCIENT BRITAIN
In den szenischen Abläufen, zu denen sich die Struktur des Balletts verdichtet, greift Sullivan auf die Zeiten des finsteren Heidentums zurück. Eigentlich waren es aber nicht die Druiden, sondern eine Heroine Bellinis, die es verstand, bei Mondschein den Mistelzweig publikumswirksam zu schneiden. („Keusche Göttin in silbernem Glanze, taue Segen herab auf diese Pflanze.“)
Der „Mistletoe“ spielt eine wichtige Rolle in der nordischen Mythologie, denn durch ihn wurde der Frühlingsgott Baldur tödlich verwundet.
Szenen 2 und 3: MAY-DAY IN QUEEN ELIZABETH'S TIME
Sodann bereitet Sullivan den glanzvollen höfischen Festen von Queen Elizabeth I. einen ehrenvollen Auftakt. Die Genannte erlebt im Ballett einen Tag im Wonnemonat Mai. Viele Wonnetage hatte Ihre königliche Majestät nicht, denn sie musste sich regelmäßig mit ihrer Cousine oder ihren widerborstigen Liebhabern herumärgern.
Selbst dem Draufgänger Robin Hood wird ein musikalisches Denkmal gesetzt, obwohl er nicht salonfähig ist. Eleonore von Aquitanien hatte mit ihm seinen Kummer. Die Kisten mit Lösegeld für ihren Sohn Richard Löwenherz, welche durch den Sherwood Forrest kutschierten, wurden von ihm regelmäßig geplündert und der Inhalt an die Armen verteilte. Robin Hood hatte mit seiner Marion nicht so viel im Sinn wie Douglas Fairbanks, der den beiden posthum ein filmisches Denkmal setzte. Aufgegriffen wurde die Liebesgeschichte auch durch Adame de la Halle, der mit seinem Singspiel „Robin und Marion“ für Verbreitung sorgte.
Szenen 4 und 5: THE LEGEND OF HERNE THE HUNTER
Im Windsor-Wäldchen treiben Faune und Nymphen aus Griechenland ihr Unwesen. Der wilde Reiter Herne gehört auch zu den finsteren Gesellen. Er trägt ein ein Hirschgeweih auf dem Kopf und poussiert mit den lustigen Weibern von Windsor. Seinen Ursprung hat die Sage vom unheimlichen Jäger im Keltischen, aber auch eine Stadt im Ruhrgebiet trägt seinen Namen.
Szene 6: CHRISTMAS REVELS IN THE TIME OF CHARLES II
„Drunken Jester's Dance“ zieren die Festlichkeiten von Charles II. anlässlich einer weihnachtlichen Revue.
Szene 7: CORONATION OF QUEEN VICTORIA
Königin Victoria ist unverwüstlich, ihr Gemahl hieß Albert. Der Monarchin schenkt Sullivan seine ganze Liebe, komponiert ihr zu Ehren einen Krönungsmarsch vor dem Hintergrund von Westminster Abbey.
Szene 8: BRITAIN'S GLORY
Im Finale wird pauschal der Glorie des Vereinten Königreichs gedacht und die Nationalhymne zum Erklingen gebracht. Truppen aus den Kolonien verweisen auf Macht und Größe, bestätigt von der Allegorie der Britannia. Ein unvergesslicher Ausklang eines glanzvollen Ballettabends!
Letzte Änderung am 12.12.2008
Beitrag von Engelbert Hellen