Boris Iwanowitsch Tischtschenko (1939-2010):
Jaroslawna / Yaroslavna
Untertitel : | Die Sonnenfinsternis |
Untertitel : | The Eclipse |
Entstehungszeit: | 1974 |
Uraufführung: | 30. Juni 1974 St. Petersburg, dirigiert von Alexander Dmitriew |
Besetzung: | Sinfonie-Orchester und Chor |
Spieldauer: | ca. 90 Minuten |
Opus: | op. 58 |
Art: | Ballett in drei Akten |
Libretto: | vom Komponisten nach dem “Lied von den Heerscharen Igors” |
Ort: | Russland |
Zeit: | 12. Jahrhundert |
Fürst Igor | |
Jaroslwana | |
Swjatoslaw | |
Weitere: | Kriegsvolk, Polowetzer Mädchen, pflügender Knabe |
Das russische Volk sieht sich von zwei Seiten bedroht. An den Grenzen des Reiches lauern die Tartaren auf eine günstige Gelegenheit, in das Land einzufallen. Unterdrückung verspürt es aber auch durch die eigenen Fürsten, die wiederum untereinander um die Vorherrschaft kämpfen.
Die Gefahr von außen wird immer bedrohlicher, so dass Fürst Igor sich genötigt sieht, Vorbereitungen für die Verteidigung zu treffen. Die Männer ziehen in den Krieg, und den zurückbleibenden Frauen bleibt vorbehalten, für die Kinder und die Alten zu sorgen, zu säen und zu ernten.
Das Feldlager ist aufgeschlagen. In der sternenklaren Nacht muntert Fürst Igor seine Krieger auf, nach der ersten gewonnen Schlacht die barbarischen Horden am nächsten Morgen anzugreifen. Die Krieger Kontschaks kommen ihnen jedoch zuvor und kreisen die Russen ein.
Die Schlacht geht verloren, und Igor wird gefangen genommen.
SZENENWECHSEL
Jaroslawna glaubt, Igor sei in der Schlacht umgekommen und beweint seinen Verlust. Igor konnte jedoch aus der Gefangenschaft ausbrechen und kehrt in die Heimat zurück. Jubelnd wird der Fürst empfangen. Man versucht, sich mit den übrigen Fürsten zu verständigen und bereitet einen neuen Angriff vor, um in christlicher Eintracht gemeinsam die Polowetzer von den Grenzen des Reiches zu verdrängen.
Das „Lied von Igor und seinen Gefährten“ ist eines der bedeutendsten frühen Literaturdenkmäler slawischen Ursprungs. Das Ballett „Jaroslawna“, benannt nach der Gemahlin Fürst Igors, wurde von dem genannten Epos inspiriert. Im Kontrast zu Alexander Borodins Oper „Fürst Igor“ wird nicht romantisiert, sondern das Ballett erzählt in holzschnittartiger Form von den Heerscharen Igors und dem Ablauf der kriegerischen Ereignisse.
Keine Liebesgeschichte, sondern das Volk selbst in seinen Empfindungen, seiner Unterdrückung und seiner christlichen Gläubigkeit ist Gegenstand der literarischen Vorgabe und wird dem Heidentum der Polowetzer gegenübergestellt.
Buchstabensymbolik, ländliche Attribute und bäuerliche Kostümierung sind die Bestandteile der modernen Ballett-Ausstattung. Die barbarischen Krieger der Polowetzer werden „en travesti“ von Frauen dargestellt. Der feminine Aspekt wird betont und assimiliert sich in der Gestalt der Jaroslawna, ungewöhnlich für ein Heldenlied, welches den Kriegslärm verherrlicht.
Eine Besonderheit der Komposition bringt das Vorspiel zum ersten Akt. Es beginnt mit einem anhaltenden Thema, welches lediglich von der Piccoloflöte vorgetragen wird. Selten verlangt die Partitur, dass der gesamte Orchesterapparat zum Einsatz kommt, sondern kleine Instrumentalgruppen oder nur ein Soloinstrument bestimmen den Charakter der Musik und verweisen auf die Thematik des historisch begründeten Geschehens. Dem Chor kommt eine dominante Funktion zu und erinnert an alte slawische Kirchentradition.
Szenenablauf:
I. Vorspiel – Unterdrücktes russisches Land – Fehde – Toter Mann - Trauer um den Toten Mann – Jaroslawna – Svjatoslaw – Ritter Igors – Vorbereitung für den Marsch - Igors Herrlichkeit - Jaroslawna und Igor – Aufbruch – Finsternis.
II. Vorspiel - Der Marsch wird fortgesetzt – Steppe – Erste Schlacht mit den Polowetzern - Spiele mit Polowetzer Mädchen - Die Nacht vor der zweiten Schlacht – Aussichten für die Nacht – Das Feldlager der Polowetzer - Idol
III. Vorspiel – Kriegsgeschrei – Pfeile – Zweite Schlacht mit den Polowetzern – Todessteppe – Jaroslawnas Klage - Igor bei den Polowetzern – Igors Flucht – Pflügender Junge – Die Rückkehr – Appell - Gebet
Letzte Änderung am 26.2.2017
Beitrag von Engelbert Hellen